Die Welt des Reisens

Mittwoch, 6. November 2013

Die EZB bittet zum Tanz der Kurse

Nun ist er also da, der Tag der Entscheidung. Wie oft haben wir das schon geschrieben und gedacht. Und oft ist gar nichts passiert. Auch die EZB hat das Potential, viel Wirbel zu veranstalten und am Ende doch mehr Fragen als Antworten zu geben.

So bleibt im Vorfeld der EZB-Zinsentscheidung die Frage, wie der schwache Eurozonen-Verbraucherpreisindex (0,7 %) zu bewerten ist. Die Märkte waren sich recht schnell sicher, dass dies nur eine Maßnahme bedeuten könnte: Die Ausweitung der Liquidität durch die EZB.

Ob dies per LTRO oder gleich mit einer Zinssenkung geschehen sollte, darüber waren sich die Märkte nicht einig. Wahrscheinlicher wäre wohl eine Ausweitung der LTRO´s. Diese längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte würden mehr Liquidität in den Kapitalmarkt pumpen, in dem sich die nationalen Zentralbanken günstig Geld bei der EZB besorgen könnten. So könnte die Inflation stützen. Ob das wirklich funktioniert, muss man aber langsam kritisch hinterfragen. Die Notenbanken pumpen ja schon lange unendlich viel Geld in die Märkte, ohne dass daraus bemerkenswerte Marktentwicklungen ableitbar gewesen wären.

Und hier ist der Knackpunkt. Zwar wünschen sich einige Politiker wie der italienische Finanzminister Fabrizio Saccomann eine Zinssenkung und EU-Währungskommissar Rehn erklärte, dass die Inflation in der Eurozone in diesem Jahr deutlich unter dem Ziel der EZB bleiben werde, aber es gibt auch Argumente stillzuhalten. Zum einen die Frage, was Liquidität in einem sowieso schon völlig überfluteten Markt bewirken würde und zum anderen die Tatsache, dass die EU-Kommission keine Deflation sieht. Für 2013 und 2014 werden in der Eurozone durchschnittlich 1,5 %, im Jahr 2015 dann 1,4 % Teuerung erwartet. Da wundert es nicht, dass die Medien schon gestern erfahren haben wollen, dass die EZB keine geldpolitischen Lockerungen beschließen wird.

Also Euro-Stärkung? Nicht unbedingt. Die Entwicklung der Verbraucherpreise dürfte in der Pressekonferenz mit Mario Draghi schon eine wichtige Rolle spielen. Die Preise dürften die EZB zumindest veranlassen die Entwicklung intensiv zu verfolgen und wenn nötig einzugreifen. Ob die Märkte damit zufrieden sind, wird nicht zuletzt von der Rhetorik des EZB-Präsidenten abhängen. 

Am Ende könnte es so sein, wie zuletzt öfter, wenn EZB und Fed ihre Statements abgegeben haben. Die Marktteilnehmer schauen sich an und zucken mit den Achseln. Bewegung wird es sicher geben, die Frage ist nur, ob es auch eine verwertbare Richtungsentscheidung gibt. Wer also keinen Trade während der Zeit zwischen 13:45 Uhr (Zinsentscheidung) und etwa 15:30 Uhr (Ende der Pressekonferenz) verlieren möchte, sollte vorzeitig vorsorgen. Ich gönne meinen Währungs-Trades immer einen Puffer von 300 Pips. Bei Gold sind des 2.000 Pips. Ich bin auf alles vorbereitet (auch auf technische Schwierigkeiten) und werde sehr entspannt die Mario-Show anschauen. Für mich wird es wie immer ein schöner entspannter Internet-Fernseh-Nachmittag bei Kaffee und Dresdner Stollen (Die Adventszeit hat bei mir schon mal ein wenig begonnen). Ich drücke allen die Daumen, dass sie genauso entspannt bleiben können wie ich.

Ein kurzer Blick auf die Charts, auch wenn es nichts Neues gibt. EUR/USD hat seine entscheidende Marke bei 1,3460/50. Ein nachhaltiger Bruch gibt Potential bis 1,31 frei. Sollte der Markt die Maßnahmen, ober besser Nicht-Maßnahmen der EZB Euro-bullisch bewerten, so können wir durchaus in den Bereich 1,3650 steigen. Darüber wäre dann der Abwärtstrend gebrochen und wir müssten uns mit dem Gedanken anfreunden, dass es auch wieder Kurse um 1,38 und höher geben könnte. Muss es aber nicht, denn am Freitag könnten die Non Farm Payrolls ja schon wieder alles durcheinander bringen.


Und der Dax? Der wird genau in die andere Richtung laufen. Sollte die EZB weiteres lockeres Geld zumindest in Aussicht stellen, könnte der Dax neue Hochs generieren. Sollte die EZB keine Notwendigkeit sehen, dürfte ein Bruch der 8.900 möglich werden. Dann sollten die Ziele bei 8.700 oder gar 8.500 Punkten zu finden sein. Wobei auch hier gilt, am Freitag kann alles schon wieder anders sein. 


Neben der Zinsentscheidung der EZB stehen eine Auktion spanischer Anleihen mit 10-jähriger Laufzeit (10:50 Uhr), die deutsche  Industrieproduktion (12 Uhr), das US-BIP und die Anträge auf Arbeitslosenhilfe (jeweils 14:30 Uhr) auf dem Programm. 

13 Uhr gibt es das "Vorprogramm" durch die Bank of England. Bei deren Zinsentscheidung sind keine Überraschungen zu erwarten. In der Nacht zum Freitag (1:30 Uhr) gibt es die Angabe zur Geldpolitik durch die australische Notenbank. Hier könnte es eventuell Hinweise geben, ob die RBA Maßnahmen ergreifen will, um den ihrer Meinung nach überbewerteten Aussie zu schwächen. Außerdem gibt es um 3 Uhr die Handelsbilanz aus China, die vor allem Auswirkungen auf die Aktienbörsen haben könnte.

Meine Analysen und Marktbeobachtungen stellen keine Handelsempfehlungen dar.
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