Die Welt des Reisens

Dienstag, 12. November 2013

Wo bleibt denn nun der große Abverkauf?

Seit Tagen habe ich auf meiner Wall immer wieder mal Besucher, die den großen Börsencrash vorhersagen. Ich habe in den letzten Tagen mir mal ein paar Portfolios angeschaut und weiß nun warum. Wenn man natürlich komplett auf einen zu erwartenden Abverkauf positioniert ist, muss man diesen auch heraufbeschwören. Die Frage ist nur, ob es sinnvoll ist, ein solches Ereignis vorab zu traden.

Aktuell gibt es relativ wenig fundamentalanalytische Gründe für einen Abverkauf. Natürlich ist der Markt überhitzt und die Preise besonders auf dem Aktienmarkt haben mit den realen Unternehmenswerten immer weniger gemeinsam. Also sollte es irgendwann eine Korrektur geben und es wird sie auch geben. Die Frage ist nur, wann der Abverkauf einsetzt. Ob es da klug ist, sein gesamtes Kapital einseitig in den Crashmodus zu investieren? Was macht man denn dann, wenn der Markt, liquiditätstrunken wie er ist, den Dax auf 9.500 Punkte jubelt? Das ist unrealistisch? Charttechnisch könnte der Dax zwar ein Top bilden, aber sicher ist das noch nicht. Die 9.200 Punkte und damit ein neues Allzeithoch sind nicht vom Tisch. Darüber haben wir ein unbestelltes Feld.



Das wiederum bedeutet, wenn der Markt weiter mit Geld geflutet wird, sind auch weitere Kursgewinne möglich. Und da sind wir bei der entscheidenden Frage: Wann nimmt die Fed Liquidität aus dem Markt? Wann reduziert die US-Notenbank die Aneihekäufe, wann beginnt Tapering?

Viele meinen, es müsse zeitnah passieren. Am witzigsten war die Meinung, nach der Zinssenkung der EZB. Da wurde ich mit der Meinung konfrontiert, jetzt müsse Ben Bernanke antworten. Mit Tapering? Die EZB öffnet die Geldschleusen und die Fed macht sie zu? Was für eine Antwort! Nun, Ben Bernanke antwortete vorsichtshalber gar nicht, warum auch. Natürlich muss die Fed in absehbarer Zeit beginnen zu tapern, also die Anleihekäufe reduzieren. Die geldpolitischen Maßnahmen blähen die Bilanz auf und kosten viel Geld. Im Prinzip macht ja die Fed bei sich selber Schulden, denn dem produzierten Buchgeld steht ja eigentlich kein Wert entgegen. Dieses an sich wertlose Kapital sucht sich nun also einen Ankerplatz. Die Nachfrage steigt und damit die Preise. Die Fed und auch die anderen Notenbanken produzieren also gerade eine wunderbare Inflation. Sie äußert sich nur nicht in den Verbraucherpreisen, weil das Geld bei den Verbrauchern nicht ankommt.

Die Preise explodieren in den Aktien, völlig unbemerkt vom Verbraucher. Die Märkte werden in immer irrwitzigere Regionen getrieben. Der Dax hat in diesem Jahr um rund 23 % zugelegt. Die spannende Frage ist hat sich der Wert der Dax-Unternehmen in einem Jahr um ein Viertel gesteigert. Kann das sein, wenn das Wirtschaftswachstum insgesamt gerade mal um 0,5 % gestiegen ist?

Übrigens, dass die Inflation auch auf die Verbraucherpreise überschwappen kann, wurde gestern klar. Da gab es eine Nachricht, dass die Mehrheit DAX-Unternehmen dank üppiger Gewinne im kommenden Jahr die Dividende erhöhen können. Klar, es ist so viel Geld im Umlauf, dass die Gewinne nicht für Neuinvestitionen genutzt werden müssen. Die Wirtschaft muss aufpassen, nicht im Geld zu ersaufen. Die spannende Frage ist wo man dann noch so mit dem Geld hin kann. Die designierte Große Koalition wollte doch höhere Löhne - Willkommen in der Verbraucherpreisinflationsfalle.

Die Notenbanken müssten also schnell das Geld, dass keinen Gegenwert hat vom Markt nehmen. Soweit ist also die Annahme, dass es eine Korrektur geben muss nicht verkehrt. Also sollte man die Märkte doch shorten? Nun, ich will und darf hier keine Handelsempfehlung geben.

Bei der Entscheidung sollte man aber bedenken, dass es auch Aspekte gibt, die gegen eine Eingrenzung des billigen Geldes sprechen. Wie wir Mitte des Jahres, als Ben Bernanke einen cleveren Testballon startete, sehen konnten hat Tapering einige unangenehme Nebenwirkungen. Die Zinsen würden steigen, was besonders die Schwellen-Länder in Probleme bringen würde, ihr Wachstum zu finanzieren. Denn auch in Brasilien, Indien und China wird Wachstum vor allem auf Pump finanziert. China hat schon mal vorsichtig die Wachstumsziele reduziert. Das BIP soll nur noch 7,2 statt 7,5 % steigen. Auch die Eurozone würde wohl durch höhere Zinsen Probleme bekommen, Länder wie Italien und Spanien würden wahrscheinlich zu Kandidaten für dem ESM-Rettungsschirm werden. Die kleinen Lichtblicke in Irland und Portugal können sich schnell verdunkeln. Und auch in den USA würde ein zu zeitiges Tapering Schwierigkeiten mit sich bringen. Steigende Hypotheken-Zinsen würden gewaltig auf den wichtigen und aktuell sowieso schwächelnden Wachstumsmarkt Immobilien drücken.

Gegenargument: Wenn jetzt nicht getapert wird, wird alles noch viel schlimmer! Stimmt, nur schiebt der Mensch gern Probleme vor sich her, vor allem wenn die Lösung unangenehm ist.

Deshalb glaube ich, dass es keine gute Idee ist, einseitig nur auf einen Crash zu setzen. Es kann sein, dass die Märkte vorher noch so viel Liquidität verteilen müssen, dass es sehr teuer werden kann, alles auf Short zu setzen.

Der Markt am Mittwoch: Inflationsbericht der Bank of England

Da ist sie schon wieder die Inflation. In diesem Fall geht es aber um die Verbraucherpreise und die gingen zuletzt auch im Vereinigten Königreich deutlich zurück, wie man gestern zur Kenntnisnehmen konnte. GBP/USD schoss daraufhin durch die Unterstützung bei 1,5880. Sollte die 1,5880 brechen würde bei 1,5775 die nächste Unterstützung zu finden sein. Theoretisch wäre auch ein Abverkauf bis 1,5410 ins Auge zu fassten. Hält die 1,5880 wären die 1,60 und 1,6115 als Widerstandsmarken zu beachten.



Die Eurozone meldet die Industrieproduktion. Glaubt man den Prognosen, werden die 11 Uhr veröffentlichten Zahlen nicht gerade eine Konjunkturerholung dokumentieren. 20 Uhr melden die USA ihren Bundeshaushalt.

EUR/USD hat gestern an der 1,3450 angeklopft und gezeigt, dass die Börse keine Einbahnstraße ist. Auch hier scheint der Markt weiter vom billigen Geld auszugehen. Sollte der Widerstand brechen, könnten wir 1,3550 und 1,3650 wiedersehen. Auf der Unterseite unterstützt die 1,3295.


Am Abend werden in Neuseeland die Einzelhandelsumsätze gemeldet. NZD/USD ist weiter im Short-Modus. Ein Bruch der Unterstützung knapp unter der 0,82 dürfte das Paar in Bereich 0,8090 führen. Wirklich entspannen würde ich die Lage wohl erst über 0,8345.


In der Nacht zum Donnerstag wird das BIP aus Japan veröffentlicht. Glaubt man den Prognosen, könnte es meine These bestätigen, dass die laxe Geldpolitik nur noch bedingt der Konjunktur helfen kann. USD/JPY hat zuletzt deutlich an Boden gewonnen, die Überwindung der 99er Marke könnte nun sogar die 100,60 wieder in den Fokus rücken. Davor wartet noch die 99,65, die das Paar gestern schon mal attackierte. Der nachhaltige Bruch stand gestern Abend aber noch aus.


Außerdem wird in der Nacht die japanische Industrieproduktion veröffentlicht. Um 1 Uhr hält Ben Bernanke eine Rede. Ein bisschen Vorsicht kann nicht schaden, auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass der scheidende Fed-Chairman die Märkte verrückt spielen lassen will.

Meine Analysen und Marktbeobachtungen stellen keine Handelsempfehlungen dar.
Wer mir eine Nachricht oder einen Kommentar hinterlassen möchte, ist herzlichst eingeladen hier zu schreiben oder mich auf meiner eToro Seite im OpenBook zu besuchen:

3 Kommentare:

  1. Hallo Lars,

    zum ersten Vielen Dank für deine Blogs, sie helfen mit sehr viel weiter um Entscheidungen zu treffen. Da bei etoro momentan das grosse Evangelisten sterben ist mache ich mir etwas Sorgen das du auch noch die Segel streichst und ich auf deine Entscheidungshilfen verzichten muss. Aber selbst wenn dies passiert wird es ja hier weiter gehen oder ?
    Des Weiteren mache ich mir auch etwas Sorgen um die ganze Plattform etoro, da ja momentan bei allen Service gespart wird denke ich das es denen finanziell nicht so gut geht, ist denn unser Geld dort überhaupt sicher ? Wie siehst du das ?

    Ich danke dir für ein etwaiges Feedback und verbleibe mit grünen Grüssen
    Tobias Winkler / etoro user piepser23

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    1. Es freut mich, dass mein Blog hilft. Vorläufig würde er auch weiterlaufen, wenn ich zu dem Schluss komme, dass auch ich bei eToro ie Arbeit einstelle. Aktuell muss ich erst einmal schauen, wie sich die Änderungen für mich auswirken. Ich kann noch nicht sagen, ob sich der Aufwand noch lohnt. Dieser Blog hier ist sehr unwirtschaftlich. Ich hätte aber Ideen, wie ich ihn eventuell zu mehr Lesern verhelfen könnte und ihn vielleicht interessanter mache. Aber darüber mach ich mir Gedanken, wenn es so weit ist. Meine Aktivitäten sind alle bei Google+ zu verfolgen. Zur wirtschaftliche Situation von eToroo kann ich nichts sagen. Alles Mutmaßungen, an denen ich mich nicht beteiligen möchte.

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  2. Danke für diesen tollen Bericht...
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