Die Welt des Reisens

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Forex-Vorschau 27.12.: Der Kampf um Fiscal Cliff

Wenn ich zur Zeit die Wirtschaftspresse lese, erinnere ich mich immer wieder an eine Reise nach China. Dort haben mir meine chinesischen Geschäftspartner damals erzählt, wie einfach es ist, einen Mega-Flughafen zu planen und zu bauen. Mein Einwand, dass Massenweise Landenteignungen aber nicht unbedingt nett sind, relativierten die Chinesen, denn wer sich "freiwillig" umsiedeln ließe, werde vom Staat fürstlich entschädigt. Das stimmt übrigens. Wer nicht weg möchte, bekommt dagegen die Verachtung der Gesellschaft, also der Kommunisten zu spüren und wird trotzdem enteignet - ohne Entschädigung. Da liebe ich doch unsere Welt mit ihren Unwägbarkeiten und ihrer damit einhergehenden unfreiwilligen Komik (man denke an der Willy-Brandt-Flughafen). Dem alten SPD-Führer wird also auch nach seinem Tod übel mitgespielt - und das ausgerechnet von führenden Genossen.

Warum schreibe ich das hier? Ist mir gerade so eingefallen, als ich an Fiscal Cliff gedacht habe. Auch so eine Unzulänglichkeit unserer Gesellschaft, über die die Chinesen aber wahrscheinlich nicht so lachen, wie über die Provinzpossen in Berlin und in Stuttgart. Denn sollten sich Obamas Demokraten und die Republikaner nicht auf einen vernünftigen Haushalt einigen, droht den Amerikanern ein rauer Wirtschaftswind. 600 Mrd. € sollen die Kürzungen wert sein, die am 1. Januar automatisch in Kraft treten. Die Chinesen haben für eine solche Lösung die Kommunistische Partei, die Amerikaner ...? Ein wenig Vernunft könnte eventuell schon reichen. Und das scheint die Hoffnung der Märkte zu sein, die immer noch daran glauben, dass das schwerfällige US-Haushaltsdampfer um die Fiskalklippe schippert. Dummerweise steht auf der Brücke nicht nur ein Kapitän. Das macht das Börsengeschäft nicht gerade leichter und mir eine Prognose für die nächsten Tage unmöglich.

Wenn die Republikaner Vernunft waten ließen, müssten sie erkennen, dass die Vorschläge von Barack Obama auf jeden Fall glimpflicher sind als die Konsequenzen von Fiscal Cliff. Leider gibt es unter den Republikanern aber viele Abgeordnete, die das wohl anders sehen und das Land lieber gegen die Wand segeln lassen. Wer hat die Mehrheit. Die Vernunft oder der Wahnsinn? Ich weiß es nicht. Und so kann ich nur viel Glück bei der Entscheidung diesen Wahnsinn in dünnem Handel zu traden wünschen.

Prinzipiell ist ein Lösung von Fiscal Cliff nicht unmöglich. Diese Einigung, dürfte auch EUR/USD noch einmal einen Schub liefern. Heftiger dürfte wohl das Scheitern der Verhandlungen in den USA haben.

Und die Eurokrise? Die hat Pause - bis 2. Januar.

Ein paar Daten werden heute veröffentlicht, allesamt aus den USA:

14.30 Uhr Anträge auf Arbeitsosenhilfe
16 Uhr Wihnungsverkäufe
16 Uhr Verbrauchervertrauen

Die Rally von EUR/USD endete am 19. Dezember mit der Sorge, Fiscal Cliff wird doch zur unerfreulich ending Story. Seitdem kann sich der Markt nicht so richtig entscheiden und EUR/USD schiebt seitwärts. Über Weihnachten hat das Paar die 1,32 zurückerobert und handelt derzeit um 1,3230. Gestern konnte das Paar sogar die 1,3250 testen. Sollten heute postive oder wenigstens hoffnungsvolle Nachrichten aus den USA kommen, könnte auch das Monatshoch 1,3307 fallen. Bei einer Einigung könnte es auch neue Hochs geben. Ein interessantes Ziel könnte die 1,3485 sein.
Auf der anderen Seite droht ein Abverkauf, der das Paar bis wenigstens 1,2880 führen könnte. Welche Richtung ist wahrscheinlicher? Ich vermag es gerade nicht zu sagen.

Einfacher ist es da die Entwicklung des Yen vorherzusagen. Shinzo Abe ist wie erwartet zum neuen Ministerpräsidenten Japans gewählt worden. Er möchte die Wirtschaft massiv fördern und hat dafür nur eine Idee: Die Geldmenge erhöhen. Das dürfte den Yen weiter abwerten. Einen zweiten Vorgeschmack auf die Entwicklung der nächsten Wochen gab es in der Nacht zum 2. Weihnachtstag als USD/JPY und EUR/JPY mit einem neuerlichen Gap eröffneten. Die Entwicklung beider Paare dürfte weiter nach Norden gehen. Allerdings ist eine Korrektur nicht ausgeschlossen. Die Entwicklung besonders von USD/JPY war doch sehr steil und verlangt eigentlich nach einer Gewinnmitnahme. Es macht also Sinn, eine Korrektur abzuwarten, um einzusteigen.

In diesem Sinne einen erfolgreichen Handelstag.

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