Die Welt des Reisens

Freitag, 1. März 2013

Ein Märchen

Es war ein mal ein ein Königreich. Es war ein schönes Land. Meist war es warm, die Strände war lang und weiß, der Sand war weich und das türkisfarbene Meer rauschte seicht an Land. Nicht nur die Menschen in diesem sonnigen Land ließen es sich gut gehen und führten ein sorgloses Leben, es kamen auch viele Menschen aus dem kalten und verregneten Nordland. Auch der König aus dem Nordland ließ sich gern mal im Südreich blicken. Dann hat der Südkönig immer einen Uso für seine Freunde im Haus, nein – für seine guten Freunde. Man trank, man lachte und man genoss das schöne Wetter.
Doch dann erkrankte der König aus dem Nordland und starb. Seine Tochter, die noch nie aus dem düsteren Nordland hinauskam, war lange Prinzessin und herrschte über einen kleinen öden Landstrich. Die Menschen mussten hart arbeiten, um ihr Leben zu bestreiten.
Nun begab es sich, dass die neue Königin zum ersten Mal in den Süden reiste, den blauen Himmel und die Sonne in im Wasser blitzen so. Das erwärmte auch ihr Herz, auch wenn sie das rauschende Fest, dass zu ihren Ehren gefeiert wurde, für übertrieben hielt.

Eines Tages empfing die Königin ihren Schatzkanzler, der ihr Bericht erstattete über die Schätze des Landes und wie die Taler ausgegeben wurden. Da kam auch ein beträchtliches Sümmchen für das Südreich ins Gespräch. „Die Besuche bin König im Süden sind aber ein teuers Vergnügen“, meinte die Regentin. „Nein, nein“, meinte der Schatzkanzler, „alles nur geborgt. Wenn das Südreich wieder Dukaten hat, zahlt es alles zurück.“ „Und wann wird das sein?“, fragte die Königin. Der Schatzkanzler zuckt mit den Schultern. „Das geht so nicht weiter“, meint die Regentin, „Die Südler müssen selbst klar kommen.“ „Majestät! Dann sehen wir unsere Kredite nie wieder und außerdem ist der König ein Cousin Ihres Vaters“. Die Regentin dachte kurz nach und sandte einen Boten ins Südreich. Der König musste, als er die Nachricht las, erst schlucken. Seine wichtigste Geldquelle sollte versiegen. Aber es gab Licht am Horizont, der Norden versprach weitere Hilfe, wenn der Süden sich wenigstens bemüht, selbst Einnahmen zu erzielen. Der König rief seinen Schatzkanzler und fragte ihn: „Sag mal, wo kommt eigentlich unser Geld für die Feste her?“ „Das borgen wir uns.“, meinte der Schatzkanzler. „Das geht so nicht weiter“, meinte der Regent. „Was ist eigentlich mit den Steuern, die das Volk an uns entrichtet?“ Der Schatzmeister schaute den alten Herrscher an: „Majestät, wir nehmen keine Steuern ein. Das Volk ist arm.“ „Arm? So, so“, meinte der Regent. „Woher weißt Du das?“ „Das Volk klagt über das karge Land. Es ist so trocken, die Sonne verdörrt den Boden.“ „Aha, und deshalb wachsen am Strand die Hotels wie Pilze aus dem Boden?“, fragt der König. „Schicke morgen Deine besten Steuereintreiber durch das Land und schau, was wir beim Volk holen können“. Der Schatzkanzler zog es vor demütig auf den Boden zu schauen und den Auftrag mit „Ja, Herr“ zu bestätigen.

Der König war zufrieden und reiste ins Nordland wo er persönlich der Königin die frohe Botschaft überbringen wollte. „Wir, die Südländer, die auch Hellenen genannt werden, werden Euch Eure Kredit auf Heller und Pfennig zurückzahlen, aber wir bleiben noch ein wenig Zeit“. Die Königin wusste, dass das Nordvolk langsam ungeduldig wurde, weil einige Schreiberlinge längst verbreiteten, dass Schätze aus dem Norden im Südreich verschwinden. So war die Kunde von den Steuereintreibern, die in Zukunft die Kasse des Südreiches ohne Hilfe des Nordens füllen würden, ein Segen. So ließ sich das Volk besänftigen und eine weitere Hilfe in den Süden schicken.
Was beide Regenten nicht wussten: Es gab gar keine Steuereintreiber. Der Schatzkanzler hatte aber eine Idee. Einige Pensionäre könnte man vielleicht rekrutieren. Er versprach Ihnen eine fürstliche Provision und so gab es einige Fiskalritter, die sich auf den Weg machen wollten, um Dukaten einzutreiben. Doch bevor die Fiskalritter losziehen konnten, hatten sich Gerüchte im Reich verbreitet, dass bald keine Renten mehr für Tote gezahlt werden und dass doch jeder Bürger eine Abgabe leisten muss für das Vaterland und damit die Straßen passierbar bleiben. Letzteres sollte bald problematisch werden, denn das Volk erhob sich und verschreckte die Touristen, nicht nur aus dem Norden, sondern auch aus dem Westen und dem Osten. Der König ließ Boten durch das Land ziehen, um für Verständnis zu bitten, es hatte keinen Zweck. Das Volk war nun bald wirklich arm.

Es gibt aber auch gute Nachrichten aus dem Südreich. Es wurde keine Fiskalritter gelyncht. Warum? Das Schatzamt hatte keine Karteikarten, keine Schreibtische und keine Bürostühle. Und die Esel, um zu den Steuerpflichtigen zu reiten waren so alt, dass sie unter den von den üppigen Pensionen gut genährten Beamten zusammenbrachen. Vorher hatte der König dem Volk ausrichten lassen, dass wer seine Steuern nicht zahle mit Kerker zu rechnen hätte. Inzwischen ist im Südreich die Heiterkeit zurückgekehrt, während die Königin im Norden darüber nachdenkt, wie sie das ihrem Volk erklärt. Tja, auch im Märchen kann es nicht für alle ein Happy End geben.

Hintergrund dieses Märchens ist eine fast unglaubliche Geschichte, die ich über Griechenland gelesen habe. IWF und EU haben festgestellt, dass die Steuerfahndung Griechenlands immer noch nur eingeschränkt funktioniert. Nein, nicht alles im Märchen war ausgedacht: Die Steuerfahnder haben in vielen Fällen keine Computer oder Büroarbeitsplätze. Die Regierung Griechenlands wollte die Behörde zwar neu ordnen, aber dies scheiterte an den Gewerkschaften. Aus diesem Grund ist Griechenland schon wieder mit den Steuereinnahmen hinter dem Plan. Immerhin hat Griechenlands Ministerpräsident Antonis Samaras angekündigt, dass man nun einen neuen Anlauf nehme, die Steuerschulden einzutreiben. Ab Sonntag ist die Troika wieder im Land unterwegs. Mal sehen, wie die Griechen dann die Defizite vertuschen.

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