Die Welt des Reisens

Donnerstag, 7. Februar 2013

Spekulation um weitere geldpolitische Lockerungen verunsichert die Märkte

Eigentlich hätte es ein schöner Tag für den Euro werden können. Die Banken zahlen ihre LTRO´s zurück, weil sie die Liquiditätsreserve nicht, am Anleihemarkt scheint man wieder langsam Vertrauen in die Eurozone zu gewinnen, die Inflation liegt etwa in dem von der EZB vorgegebenen Zielbereich, die Wirtschaftsdaten aus Europa waren zuletzt gar nicht so schlecht. Besonders Deutschland zeigte sich zuletzt recht unbeeindruckt von der Eurokrise.

Böse Zungen behaupten, es gab aber etwas, das nicht in die freudige Stimmung passte. Das Kursziel von Goldman Sachs (1,37) war schon erreicht. In den letzten Tagen kamen dann vor allem Nachrichten, die gut dazu geeignet waren, Gewinnmitnahmen zu begründen. Eine wirkliche Trendwende war eigentlich nicht auszumachen. Überraschend düster war dann am Donnerstag das Bild, das EZB-Präsident Mario Draghi von der Eurozone zeichnete. Es ähnelte inhaltlich zwar den Auftritten der letzten Male, aber die Präsentation kam so herüber, als ob man dieses Mal als Zielvorgabe herausgegeben hatte, den Euro um jeden Preis zu schwächen. In dieser Beziehung ist Mario Draghi wiedermal eine Meisterleitung gelungen. Insgesamt wurde man das Gefühl nicht los, dass sich Statistiken immer aus verschiedenen Sichtweisen interpretieren lassen. Die Zahlen zeigten eigentlich weitere kleine Fortschritte in der Bekämpfung der Eurokrise, der EZB-Präsident betonte aber anders als die letzten Male, den schleppenden Verlauf der Reformen und strich wesentlich deutlicher als zuletzt die Risiken heraus. Dadurch kam die EZB am Ende zum Schluss, dass die Erholung der Konjunktur nicht mehr so genau auf Mitte des Jahres terminiert werden könne, wie das bisher der Fall war. Diese insgesamt trübe Analyse brachte den Euro bis 1,35 unter Druck.

Danach ging es um den angeblich zu starken Euro. Mario Draghi hat mit keinem Wort den aktuellen Eurokurs problematisiert, im Gegenteil, er erklärte auf die Frage, was er von den Äußerungen des französischen Präsidenten Hollande hält, der Euro sei überbewertet, dass der Wert des Euro ein Ausdruck des Vertrauens der Anleger in die Eurozone ist. Außerdem sei die EZB unabhängig. Eigentlich hat er damit Fantasien einer ultralockeren Geldpolitik durch die EZB ebenso widersprochen wie durch die Erklärung, dass die EZB bereits einen sehr lockeren Kurs fahre und diesen beibehalte. Interessanter war für die Märkte der Satz, dass die EZB natürlich beobachten werde, wie ein steigender Kurs sich auf die Preisstabilität auswirken würde und man sich Maßnahmen vorbehalte einzugreifen, wenn es infolge abflauender Konjunktur zu deflationären Tendenzen käme. Dann würde die EZB bereit sein, ihre Geldpolitik weiter zu lockern. Diese nüchterne Erklärung reichte für ein weiteres Minus von einem Cent. EUR/USD wertete am Donnerstag teilweise bis 200 Pips ab und durchbrach die wichtigen Unterstützungen bei 1,3500/85 und 1,3430. Aktuell handelt das Paar am ehemaligen Ausbruchslevel 1,3390. Sollte dieser Support endgültig brechen, ist ein Abverkauf bis 1,3250 durchaus möglich. Dass dies aber am Freitag geschieht ist eher unwahrscheinlich. Eher ist eine leichte Erholungsbewegung einzuplanen.

Fakt ist, dass ein weiterer Rücksetzer durchaus ins Chartbild passt, ohne den aktuellen übergeordneten Aufwärtstrend zu gefährden. Ein Übergang in eine Seitwärtsrange zwischen 1,3250 und 1,34, so wie lange im Januar, könnte ein Szenario sein. mit dem wir uns in den nächsten Tagen anfreunden könnten.


Impulse liefern am Freitag folgende Daten:
16 Uhr US-Handelsbilanz

Nicht viel für einen Freitag. Aber es gibt ja noch China. Hier könnte es sogar ein wenig Schub für den Euro geben, wenn die Chinesen positive Daten veröffentlichen. In erster Linie dürften die Verbraucherpreise (6.30 Uhr) interessieren. Interessant wird auch die Handelsbilanz (Termin offen) und der Erzeugerpreis-Index (6.30 Uhr). Die Daten könnten den Freitag entscheidend prägen.

Während sich EUR/USD also vom Donnerstag erholen könnte, treten andere Länder zum Wochenende noch einmal in den Fokus. 0.50 Uhr erscheint Japans Leistungsbilanz. EUR/JPY verlor am Donnerstag mal schnell 300 Pips, konnte sich aber inzwischen ein wenig erholen. Unter der 125 würde die 123,40 in den Fokus rücken. Auf der Oberseite gilt es das Top bei 127,70 aus dem Weg zu räumen.


So ganz ungetrübt ist die Party im EUR/JPY jedenfalls auch nicht mehr. USD/JPY schafft es derzeit nicht über die 94, was auf Dauer auch einen Rücksetzer bis 92 nach sich ziehen könnte.

1.30 Uhr veröffentlicht die Australische Zentralbank ihren Brecht zur Geldpolitik. Der Aussie ist weiter auf dem Weg zu neuen Tiefs und durchbrach in AUD/USD zuletzt die 1,0290. Die nächste Unterstützung würde ich bei 1,0235 ausmachen. Übergeordnetes Ziel könnte aber die 1,0150 sein. Freundlicher wird es wohl erst wieder um 1,0350.


Die Schweiz veröffentlicht am Freitag vor dem ersten Hahnenkrähen (7 Uhr) die Arbeitslosenquote und 9.15 Uhr die Einzelhandelsumsätze. Ein Blick auf den EUR/CHF hatte ich mir für diesen Post eigentlich ziemlich spannend vorgestellt, weil ich dachte, dass man langsam mal darüber nachdenken könnte, wann die SNB wieder ihre 1,20 verteidigen muss. Aber Pustekuchen. EUR/CHF hielt sich am Donnerstag über der 1,23. Das Paar bewegt sich zwar in einem Abwärtskanal, aber der Druck gen Süden ist zumindest am Donnerstag ausgeblieben.


Eine interessante Frage ist in diesem Zusammenhang, ob die SNB vielleicht ihre Verteidigungslinie nach Norden verschoben hat, denn der Schweizer Franken war am Donnerstag neben dem Euro der große Verlierer.


Am Nachmittag rückt dann noch einmal Kanada mit folgenden Daten in den Fokus:
14.15 Uhr Beginne Wohnungsbauten
14.30 Uhr Handelsbilanz
14.30 Uhr Arbeitslosenquote
14.30 Uhr Veränderung der Anzahl der Erwerbstätigen.

Im 4H-Chart sieht es beim USD/CAD nach einer Seitwärtsbewegung aus. Im Tageschart wird es hingegen durchaus interessant. Das Paar setzte auf der Aufwärtstrendline bei 0,9933 auf und drehte wieder Richtung Norden. Hier könnte es bei etwa 1,0080 auf die übergeordnete Abwärtstrend Linie treffen. Ein Bruch der 0,9933 würde dagegen das Paar bis 0,9860 führen. Dort findet man eine weitere Aufwärtstrendlinie. Sollte das Paar hier abprallen könnte die Parität trotzdem wieder locker erreicht werden.


So, und damit wünsche ich einen erfolgreichen Wochenausklang. Der Handelstag wird durch mich wie immer im eToro-OpenBook kommentiert.

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