Die Welt des Reisens

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Der Markt feiert trotz Bremsspuren in der Konjunktur

Wer ein wenig Realismus walten lässt, musste gestern mit weiteren Indizien für Bremsspuren in der US-Konjunktur rechnen. Die kamen dann auch prompt. Die Anträge auf Arbeitslosenhilfe enttäuschten und auch das Bloomberg-Verbrauchervertrauen war nicht wirklich erheiternd. Dazu fiel der Einkaufsmanagerindex der Produktion schlecht aus.

Das alles kam sicher nicht überraschend. Die US-Wirtschaft ist nicht wenig von öffentlichen Aufträgen abhängig, womit schon mal klar ist, wie groß der Schaden für die US-Wirtschaft noch werden könnte, wenn es die US-Politik nicht schafft, das Haushaltsproblem solide zu lösen. Aktuell ist aus Washington nichts Optimistisches zu hören.

Wie verzahnt die Weltwirtschaft ist, kann man aktuell besichtigen, denn längst kann man auch in anderen Wirtschaftsräumen Bremsspuren besichtigen. In Großbritannien brachen die Aussichten für zukünftige Industrieaufträge (bei investing.com heißt das industrielle Trendaufträge) regelrecht ein. Nach kontinuierlich steigenden Werten (zuletzt +9) gab es diesmal -4. Das bedeutet, dass die britischen Manager einen Rückgang der britischen Konjunktur befürchten.

Frankreichs Einkaufsmanager befinden sich seit mehr als einem Jahr im Rezessionsmodus. Auch für den Oktober sieht es nach einem Einkaufsmanagerindex von unter 50 aus. Die Vorablesung  lag zumindest bei enttäuschenden 49,4. Auch die Daten aus Deutschland und der Eurozone konnten nicht wirklich erfreuen. Einen Lichtblick gab es aus Spanien, dort fiel die Arbeitslosenquote auf 25,98 %.

Übrigens, die Kurse hat das alles nicht wirklich aus der Bahn geworfen. Wir bleiben im Rallye-Modus, die Charts der letzten Tage und die darin besprochenen Ziele behalten ihre Gültigkeit. Besprechen wir heute mal keine Charts, sondern warum der Markt folgerichtig handelt. Ich lese immer wieder im OpenBook, dass der Markt von einzelnen zu bestimmten Bewegungen genötigt wird und dies willkürlich passiere, damit die Kleinen ihr Geld verlieren. Das ist gefährlicher Unsinn. Wäre es so, sollten die kleinen am besten vom Markt bleiben.

Natürlich beeinflussen die Großen den Markt und die Kleinen haben nur eine Chance, wenn sie verstehen, was die Großen im Schilde führen. Dazu muss man verstehen, dass es nicht auf einzelne Wirtschaftstermine ankommt, sondern vielmehr auf die gesamtheitliche Beurteilung des Marktes. Die einzelnen Daten und Nachrichten fügen sich also zu einer Gesamtheit zusammen. Die Großen schauen nun, wo ihr Geld Gewinn bringend investieren können und wie sie dies am besten mit einer guten Risikostreuung verbinden. Dass die institutionellen Anleger dabei schauen, wie sie am besten die Kleinen, also die Privatanleger vom Markt fegen, ist geradezu absurd. Diese stellen einen minimalen Anteil am Gesamtumsatz und dürften für die Großanleger nicht wirklich interessant sein.

Nein, wenn die Big Player eine andere Richtung verfolgen als man selbst, haben sie wahrscheinlich die Marktlage anders beurteilt. Das kann unterschiedliche Gründe habe. Aktuell konnte man einiges falsch machen und viele, auch ich, haben es deann auch getan.

Da gab es den Syrien-Konflikt, der dann aber nicht zu einem Eingreifen der internationalen Staatengemeinschaft geführt hat. Viele waren sich ihrer Sache sehr sicher und setzten auf Krisenmodus. Am Ende gewann die Diplomatie. Schön für die Menschen in Syrien, schlecht für manches Konto. Macht nichts, sagten wir Kleinanleger uns da, es kommt ja Tapering. Wenn die institutionellen Anleger den Markt manipuliert haben, dann mit der öffentlichen Verbreitung des Gerüchtes, dass die Fed aus den Anleihekäufen aussteigen würde. Das wir Kleinanleger das geglaubt haben, ist nicht die Schuld der Großen. Wir haben uns auf diese Fährte locken lassen. Dass Tapering dann nicht kam, war keine böse Attacke des FOMC gegen die Kleinanleger. Es gab nur keine Grundlage für Tapering. Es gab skeptische Stimmen, aber insgesamt sprang man auf den Meinungs-Zug auf und war schockiert. Dabei hat der FOMC nur eine sehr plausible Entscheidung getroffen. Die Konjunktur in den USA wächst nur sehr zaghaft. QE3 hat das Ziel noch nicht erreicht.

Inzwischen leben die "Shorties", also die Marktteilnehmer, die auf einen Einbruch des Marktes spekuliert haben, nachdem Prinzip Hoffnung. Hoffnung, dass der Markt irgendwann drehen. Der letzte Hoffnungsimpuls kam wieder aus den USA. Die Haushaltskrise nahm immer bedrohlichere Züge an, aber der Markt blieb ruhig - zurecht. Denn die US-Regierung gab zwar ein Bild der Lächerlichkeit ab, aber die Katastrophe blieb aus. Übrigens, im Januar, gibt es den nächsten Haushaltsstreit, also Hoffnung für alle Shorties.

Es gab aber Bremsspuren in der Konjunktur und die Arbeitsmarktdaten enttäuschten. Da durften die Märkte wieder jubeln. Warum? Tapering ist in noch weitere Ferne gerückt. Das heißt für die Märkte: Weiterhin unbegrenzte Liquidität. Die Anleger werden weiter in Risikonanlagen investieren. Aktien und Euro stehen hoch im Kurs. Auch Anleihen der Eurozonen-Peripherie werden gern gekauft. Bei Auktionen sind vor allem kurz laufende Aktien aus Italien und Spanien mehrfach überzeichnet.

Prügel bekommt aktuell vor allem der US-Dollar. Zurecht, denn Vertrauen in die US-Währung kann es wohl erst wieder geben, wenn die Haushaltsproblematik in den USA solide gelöst ist. Solange feiert ein schon tot gesagtes Instrument Auferstehung: Gold. Ist das gelbe Metall vor einem Comeback? Wohl eher nicht. Der Abverkauf von Gold war ebenfalls folgerichtig, denn Kurse über 1.800 US$ bei einem Produktionswert von rund 1.200 US$ sind einfach eine Übertreibung.

Apropos Übertreibung, die aktuelle Aktien-Hausse ist natürlich auf tönernen Füßen gebaut. Ja, diese Base wird platzen! Aber vorher müssen die Bedingungen geschaffen werden. Wir dürfen schon heute gespannt sein, wie die Notenbanken die überschüssige Liquidität wieder vom Markt nehmen wollen, ohne eine tiefe Depression zu produzieren.

Für Shorties heißt das, wer es schafft durchzuhalten, wird dafür belohnt. Die Frage ist aber, kann man durchhalten? Das EUR/USD-Jahreshoch von 2011 lag bei 1,4940. Die EZB kann also intervenieren, sie muss es aber nicht. Offiziell verfolgt die Notenbank kein bestimmtes Kursziel. Wir können ja mal alle auf eine Deflation in Europa hoffen. Das würde den Euro bestimmt stürzen, denn Deflation geht mit einer Wirtschaftskrise einher. Der eine oder andere würde die Krise wahrscheinlich genießen.

Noch schnell zu den wichtigsten Ereignissen des Freitag. Um 10 Uhr erscheint der ifo-Geschäftsklimaindex aus Deutschland. Man darf gespannt sein, ob vielleicht auch die deutschen Manager wieder etwas skeptischer in die Zukunft blicken. Um 10:30 Uhr wird das britische BIP veröffentlicht und 14:30 Uhr erscheinen die langlebigen Wirtschaftsgüter aus den USA.

Quartalszahlen gibt es unter anderem von Procter & Gamble.

Ich hoffe, diese Kolumne war für den einen oder anderen aufschlussreich und regt vielleicht ein wenig zum nachdenken an. Am Montag schauen wir dann wieder in die Charts.

Meine Analysen und Marktbeobachtungen stellen keine Handelsempfehlungen dar.
Wer mir eine Nachricht oder einen Kommentar hinterlassen möchte, ist herzlichst eingeladen hier zu schreiben oder mich auf meiner eToro Seite im OpenBook zu besuchen:

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