Die Welt des Reisens

Dienstag, 1. Oktober 2013

Schickt die EZB die Märkte zur Abkühlung?

Demokraten und Republikaner werden sich schon einigen, das ist wohl die Auffassung der Märkte, mit Blick auf das Gezerre um den US-Haushalt 2014.  Nachdem die Aktienmärkte am Montag mal kurz ordentlich durchgeschüttelt wurden und ordentlich zur Ader gelassen wurden, drehte sich am Dienstag das Bild und die Verluste wurden komplett wieder ausgeglichen. Wirtschaftsdaten spielten dabei eher eine untergeordnete Rolle. Man hat eher den Eindruck, dass die Marktteilnehmer nach der richtigen Antwort suchen.

Es ist auch eine verflixte Angelegenheit. Aktuell sind die Folgen des sogenannten Gouvernment Shutdown relativ übersichtlich. Die Bewohner der USA haben vor allem ein Problem, weil die Behörden geschlossen sind und die Touristen stehen an Museen, Denkmälern sowie Nationalparks vor verschlossenen Türen. Der Markt könnte die Auswirkungen zu spüren bekommen, wenn das Gouvernment Shutdown länger dauert. Dann könnte irgendwann auch die Börsenaufsicht schließen und mit ihr der wichtigste Handelsplatz der Welt, New York. Damit rechnet aber offenbar niemand, beruhigenderweise nicht mal die Politiker, denn aus Kreisen der Demokraten meldeten die Medien, dass man damit rechnet, dass die Streitigkeiten in 7 bis 10 Tagen spätestens ausgeräumt werden sein dürften.

So können die Märkte vorsichtig zum Alltag übergehen, immer mit dem Wissen, dass die nächste Politshow wartet: Spätestens am 17. Oktober muss die Schuldenobergrenzen von aktuell 16,7 Mrd. US$ angehoben werden, damit die USA ihre Zahlungen nicht ganz einstellen müssen. Dies hätte an den Märkten sicher wesentlich unerfreulichere Auswirkungen als "Gouvernment Shutdown", aber der 17. Oktober ist noch weit weg, wenn man die Gelassenheit zur Grundlage nimmt, mit der die Polit-Elite die Deadline für einen neuen Haushalt verstreichen lassen hat.

Sind die Märkte hier zu gelassen? Eindeutig nein, denn die Senatoren und Abgeordneten des Repräsentantenhauses wollen mehrheitlich im kommenden Jahr wiedergewählt werden. Man wird den Wählern also ein Ergebnis anbieten müssen. Und so wird es dann wohl auch weitergehen, in den USA und auf den Weltmärkten.

Damit können wir uns also dem Highlight des Mittwoch zuwenden. Der EZB-Rat tagt wieder einmal und trifft eine Zinsentscheidung. Die Ansichten über die Fortschritte in der Konjunkturentwicklung scheinen mehrheitlich weiter positiv zu sein, wobei ich diese aus den Reden von EZB-Ratsmitgliedern wahrgenommene Stimmungslage nur bedingt nachvollziehen kann. Gerade erst gestern enttäuschten die Einkaufsmanagerindizes und auch auf dem Arbeitsmarkt bleiben die Fortschritte sehr übersichtlich.

Trotzdem dürfte die EZB wohl eher keinen Zinsschritt vollziehen, selbst wenn sie die Konjunkturentwicklung mit Sorgen betrachten sollte. Die Risiken für die Zukunft dürften viel größer sein. Sollten die USA am 17. Oktober wirklich in die Staatspleite schlittern, wird es auf den Finanzmärkten Verwerfungen geben, denen die EZB begegnen muss. Wenn wir es nüchtern betrachten, müssen wir der Eurozone auch zugestehen, dass die konjunkturelle Entwicklung eher schwach ist, aber sich die Märkte im Euroraum doch stabilisiert haben.

Prima, möchte man da sagen, dann lassen Sie uns doch mal über eine Zinserhöhung nachdenken. Nun, Zinserhöhungen sorgen nicht gerade für Inflation, und der Verbraucherpreisindex ist in der Eurozone gerade von 1,3 auf 1,1 % gesunken. Dass die EZB also auch nur einen ganz kleinen Schritt von ihrer bisherigen Geldpolitik abweicht, dürfte sehr unwahrscheinlich sein. Dann ist doch eher eine weitere Öffnung der Geldschleusen zu erwarten.

Die entscheidende Veranstaltung wird aber wie immer die Pressekonferenz von EZB-Präsident Mario Draghi sein. Die Frage ist, welche Rhetorik der Meister des Wortes diesmal wählen wird. Wahrscheinlich ist, dass sie nicht allzu sehr von der der letzten Pressekonferenz abweichen wird. Ein weiter gestärkter Euro dürfte es der EZB kaum leichter machen, das Inflationsziel knapp unter 2 % zu erreichen. So dürfte Mario Draghi das Ziel verfolgen, die Märkte ein wenig abkühlen zu lassen. Ob es ihm gelingt, werden wir am Nachmittag live verfolgen können.

Charttechnisch sieht es für EUR/USD gar nicht mehr so rosig aus. Im Daily kann man bei 1,3585 ein Doppeltop ausmachen und es scheint, als ob das Paar durch aus Richtung 1,3460 korrigieren könnte. Darunter wäre die 1,3320 ein mögliches Ziel. Ganz ausschließen kann man aber auch die Oberseite nicht. Über der 1,36 käme das Jahreshoch um 1,3710 in den Fokus.


Ob es heute die geplanten ADP-Arbeitsmarktdaten gibt, werden wir mal sehen. Die Non Farm Payrolls kommen nach Medienberichten am Freitag höchstwahrscheinlich nicht. So bleibt aus den USA ein wichtiger Termin stehen; Ben Bernanke wird am Abend (21.30 Uhr) erklären, was er von der endlosen Haushaltsdebatte und der drohenden Zahlungsunfähigkeit seines Landes hält. Das schöne für Bernanke: Im Januar tritt der Fed-Chairman ab, also muss er auf niemanden mehr Rücksicht nehmen. Das könnte amüsant werden und für die Märkte hoch volatil.

Dann bleibt mir nur noch zu wünschen, dass Sie die richtigen Entscheidungen treffen.

Meine Analysen und Marktbeobachtungen stellen keine Handelsempfehlungen dar.
Wer mir eine Nachricht hinterlassen möchte, ist herzlichst eingeladen hier einen Kommentar zu hinterlassen oder mich direkt auf dem eToro OpenBook zu besuchen:

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