Die Welt des Reisens

Dienstag, 29. Oktober 2013

Die Aktienmärkte lauern auf neue Rekorde

Zunächst ein kleiner Hinweis. Wer heute tief schürfende Abhandlungen über die heutige FOMC-Sitzung erwartet, hat diese schon verpasst. Sie erschienen schon am Montag und sind hier nachzulesen. Heute beschäftigen uns die Aktienmärkte und ihre unglaublichen Kurssteigerungen und weshalb die Fed vielleicht doch bald beginnen muss zu tapern, also ihre Anleihekäufe zurückfahren muss.

Am Freitag stellte der Analyst der acitior AG, Markus Fugmann, in seiner Videoanalyse die Frage auf, ob die Inflation vielleicht als erstes bei Vermögenswerten, also zum Beispiel bei den Aktien eingesetzt hat. Eine interessante These. Wir warten ja alle seit geraumer Zeit mehr oder weniger darauf, dass die Auswirkungen des billigen Geldes sichtbar werden. Keine Frage, die 85 Mrd US-Dollar, die die Fed jeden Monat in die Märkte pumpt sind genauso wenig fundamental unterlegt wie die vielen Milliarden der anderen anderen Notenbanken.

Die Notenbanken begründen die Beibehaltung der lockeren Geldpolitik in der Regel mit zwei Argumenten. Billiges Geld sei effektiv für die Ankurbelung der Konjunktur und die Risiken für eine Inflation sind nicht zu sehen. Sofern man von den Verbraucher- und Erzeugerpreisen spricht, kann dem sogar zustimmen. Aber was ist eigentlich mit den Aktienmärkten?

Vor einem Jahr, am 30. Oktober 2012, stand der Dax bei 7.196 Punkten. nach einer kurzen Korrektur ging es seit dem 16. November 2012 (6.944 Punkte) nur noch in eine Richtung: Nach Norden. Dank des billigen Geldes hat sich der Wert der Aktien deutscher Unternehmen um 25 % erhöht.



Gibt es dafür entsprechende Vermögenswerte? Sind die 30 deutschen Dax-Unternehmen in einem Jahr um 25 % wertvoller geworden? Vor allem, woran macht sich eine solche Wertsteigerung fest, wenn die Einkaufsmanager monatelang eher auf Rezessionskurs waren und das BIP für 2013 bei 0,5 % erwartet wird. Wie produziert man mit 0,5 % Wirtschaftswachstum 25 % Preissteigerung?

Wo kommt die wahnsinnige Wertsteigerung her? Man stelle sich das vor. Man nehme eine Kredit von 1 Million Euro auf. Den legt man in Dax-Aktien an und zahle sich den Gewinn aus der Wertsteigerung aus. Wenn man einen effektiven Jahres Zins von 5,8 % und eine Kreditlaufzeit von 8 Jahren veranschlagt, zahlt man im Jahr 155.670 €  an die Bank zurück. bleiben 94.330 € übrig. Hierauf müssen wir Steuern zahlen. bleiben in Deutschland rund 45.000 € übrig, in anderen Ländern wahrscheinlich etwas mehr. 3.750 € monatlich für´s nichts tun! dazu kommt noch die Dividende. Ein tolles Geschäftsmodell, wäre da nicht ein Frage: Was machen wir eigentlich, wenn die Märkte merken, dass die Unternehmen gar keine Wertsteigerung in dieser Größenordnung erzielt haben.

Wie steigern die Unternehmen nachhaltig ihren Wert um 25 %, wenn die wirtschaftsliche Leistungsfähigkeit um 1, 2, 3, vielleicht auch um 5 oder 10 % steigt. Wie geht das?

Eben, es geht gar nicht. Der Preis hat sich von der Realität entkoppelt. Der Preis ist höher als der tatsächliche Wert der Unternehmen. Das kann eine Weile gut gehen, bis die Blase platzt. Wir erinnern uns alle noch gut an Gold. In unserem Fall platzt die Aktienblase, wenn die Notenbanken die Liquidität entziehen. Wie das funktioniert, konnte man sich Mitte Juni anschauen, als Ben Bernanke mal kurz über Tapering nachdachte. Der Dax verlor damals an vier Handelstagen gut 500 Punkte. Dass es nicht mehr wurde, lag daran, dass Ben Bernanke seine Überlegung schnell wieder kassierte.

Immerhin, Ben Bernanke bewies damit, dass die Preissteigerung der Aktien nicht durch den Wert der Unternehmen, sondern einzig durch das nicht durch Werte unterlegte Geld der Notenbanken entstanden ist. Übrigens, seit Ben Bernanke seine Ankündigung von Tapering im Juni wieder zurückgenommen hat, gewann der Dax in 4 Monaten 17,6 %. Da könnte ich schon wieder auf eine Idee kommen. Ich könnte doch mein Ein-Mann-Unternehmen, also mich, in eine AG umwandeln. Nein, daran hätte ich ja nur bis zum Platzen der Aktienblase Spaß.

Wann die Rallye endet, kann man seriös nicht sagen. Steigt der Dax noch bis 9.100, 9.500, 10.000 Punkte. Steigt er noch höher? Niemand kann das aktuell seriös sagen. Die spannende Frage ist, wann die Inflation bei den Vermögenswerten auf die Verbraucherpreise überschwappt und die Notenbanken handeln müssen. Oder ist die Börse komplett von der Realwirtschaft abgekoppelt? Wir werden es bald wissen. Sicher dürfte sein, dass die Märkte die Übertreibungen irgendwann zurücknehmen.

Schnell noch zu den Wirtschaftsdaten des Mittwoch
Schon 9 Uhr meldet die Schweiz das Konjunkturbarometer und Spanien sein BIP. 9:55 Uhr steht die deutsche Arbeitslosenstatistik auf dem Programm. Dann gibt es Versteigerungen von Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit. 11:10 Uhr in Deutschland und 11:30 Uhr in Italien. 13:15 gibt es den ersten Termin in den USA, die ADP-Arbeitsmarktdaten. Erstaunlich, denn die Non Farm Payrolls gibt es erst am Freitag in einer Woche. Eine viertel Stunde später sind die Verbraucherpreise in den USA dran. Inflation? Zurückgehend. Die Aktienmärkte können also weiter Party feiern, wenn die Fed nicht beginnt zu tapern und Tapering um 19 Uhr bei der Verkündung der Zinsentscheidung am besten nicht erwähnt.

In der Nacht zum Donnerstag entscheiden die Reservebank von Neuseeland (21 Uhr) und die Bank of Japan über ihre zukünftige Geldpolitik. Mehr dazu finden Sie in meinem Wochenausblick.

Meine Analysen und Marktbeobachtungen stellen keine Handelsempfehlungen dar.

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