Die Welt des Reisens

Mittwoch, 1. Mai 2013

Nach dem Non-Event der Fed schaut alles auf die EZB

Der FOMC hat die Geldpolitik erwartungsgemäß auf dem bisherigen Niveau belassen. Überraschender war die relativ positive Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in den USA. Wenn man die zuletzt doch recht schwachen US-Daten im Hinterkopf hat, dann war die Freude über ein moderates Wachstum der US-Wirtschaft schon ein wenig überraschend. EUR/USD reagierte auch kurz mit Abgaben bis 1,3169, erholte sich jedoch schnell wieder.

Am Donnerstag tritt nun die EZB auf. 13.45 Uhr wird die Zinsentscheidung verkündet, bevor 14.30 Uhr Mario Draghi die Politik der Europäischen Zentralbank erläutert. In der Regel ein sehr volatiles Ereignis, in dem es oft Kursbewegungen in beide Richtungen gibt. Die Marktteilnehmer rechnen mit einer Senkung des Leitzins auf 0,5 % (bisher 0,75 %). Zuletzt sehr schwache Wirtschaftsdaten aus der Eurozone (auch aus Deutschland) lassen einen solche Zinssenkung durchaus logisch erscheinen, wenn man bedenkt, dass auch die Inflation inzwischen deutlich unter 2 % liegt. Aber die EZB hat noch andere Optionen, weshalb der Leitzins nicht die einzige Größe ist, der am Donnerstag Bedeutung zukommt. Schon länger diskutiert wird beispielsweise der Einlagenzins, der aktuell bei 0,0 % liegt. Für diesen Zinssatz können die Banken Geld bei der EZB "parken". Schon seit einiger Zeit wird ein negativer Einlagenzins diskutiert. Das interessante an diesem Zinssatz ist, dass ein negativer Zinssatz vielleicht so unattraktiv für die Geschäftsbanken ist, dass sie wieder mehr Kredite an die Wirtschaft vergeben. Denn das große Problem in der Eurozone ist, dass die bisherigen geldpolitischen Lockerungen der EZB kaum in der Euro-Wirtschaft ankommen. Vielleicht kombiniert ja die EZB auch beide Zinssätze. Außerdem gibt es noch die Spitzenrefinanzierungsfazilität, für die sich die Banken bei der EZB über Nacht Geld leihen können. Hier beträgt der Zinssatz 1,5 %.

Alles in allem darf man also davon ausgehen, dass die EZB wohl an der Zinsschraube drehen wird. Die Märkte haben dieses Ereignis teilweise eingepreist und ein Ausbleiben des Zinsschrittes hätte eine Aufwertung des Euro zur Folge, die sich wohl einige Länder an der Peripherie der Eurozone nicht leisten könnten. Auch dies muss die EZB bei ihrer Analyse im Auge behalten.

Was bedeutet dies für EUR/USD? Egal, was die EZB beschließt und wie die Einschätzung sowie der Ausblick der wirtschaftlichen Lage ausfallen, es wird wohl deutlich mehr Bewegung geben als beim heutigen Non-Event der Fed. Sollte die EZB die Prognosen für die Konjunkturentwicklung erneut senken und dazu Zinsen senken, dürfte EUR/USD Verluste einfahren. Da der Markt aber mit einer solchen Reaktion der EZB rechnet, dürfte ein Teil dieser Bewegung bereits in die Kurse eingepreist sein. Der Abverkauf kann also theoretisch auch recht moderat ausfallen. Ein solcher Abverkauf könnte bis 1,2975 gehen, muss dies aber nicht. Gute Unterstützungsmarken könnten die 1,31 und 1,3030 bilden. Sollte die 1,2975 gebrochen werden, dürften die Bullen keine Chance mehr haben. Dies ist aber eher unwahrscheinlich. Eine Zinssenkung dürfte die Aktienmärkte beflügeln und die Risikobereitschaft der Anleger erhöhen, was auch dem Euro wieder zugute kommen dürfte. Der Abverkauf könnte also schnell von einer Erholung gefolgt werden.


Das andere Szenario heißt: Die EZB bleibt tatenlos. Das würde die Märkte enttäuschen und den DAX abstürzen lassen. In diesem Fall könnte der Euro zunächst weitere Gewinne einfahren. Neben der 1,3270 könnte besonders der 1,3330 Bedeutung zukommen. Tatenlosigkeit der EZB würde aber auch die Risikofreudikeit der Märkte bremsen, was wiederum Euro-bearish wäre. Einer kruzen Rallye könnte dann also ein Abverkauf folgen.

Es könnte also ein sehr spannender Tag werden, an dem man viel Geld verdienen, aber auch verlieren kann.


Neben diesem Mega-Event gibt es weitere wichtige Termine:
  • 9.43 Uhr italienischer Einkaufsmanagerindex
  • 9.48 Uhr französischer Einkaufsmanagerindex
  • 9.53 Uhr deutscher Einkaufsmanagerindex 
  • 9.58 Uhr Einkaufsmanagerindexaus der Eurozone
  • 14.30 Uhr Anträge Arbeitslosenhilfe aus den USA 
  • 14.30 Uhr Handelsbilanz der USA
  • 14.30 Uhr Lohnstückkosten USA
  • 14.30 Uhr Non Farm-Produktivität USA

Wobei die 14.30 Uhr-Daten wohl nur informativen Charakter haben werden, denn Super-Mario übertrifft mit seiner Talkrunde mit Journalisten in der Regel alles.

Vor der Super-Mario-Show gibt es auch noch ein paar andere Ereignisse. In Japan kommt das geldpolitische Besprechungsprotokoll heraus, das den JPY ausnahmsweise mal nicht schwächen muss, es sei denn, die letzte Entscheidung, erst einmal nichts zu machen, wurde kontrovers diskutiert. Wahrscheinlich ist das nicht, aber man weiß ja nie. Ich rechne nicht damit, dass es sich lohnt, sich wegen dieses Termins die Nacht um die Ohren zu schlagen. Wer es trotzdem tun will: 1.50 Uhr wird das Protokoll veröffentlicht. USD/JPY hat inzwischen auch den Support bei 97,50 gebrochen und steuert auf 96,90 zu. Darunter würde die 96,25 warten. Auf der Oberseite sehe ich Widerstand bei 97,90 und 98,20. Über 100 brauchen wir also erst einmal nicht mehr zu reden.


Australien meldet 3.30 Uhr die Baugenehmigungen. Mal sehen, ob nach den starken Hausverkäufen vom Mittwoch auch hier eine positive Überraschung folgt. Einen überraschenden Verlauf nahm am Mittwoch der Kurs von AUD/USD. Das Paar scheiterte am Widerstand 1,0380 und wurde danach bis 1,0265 abverkauft. Es gibt akuiell keinerlei Nachrichten, weshalb Aussie und auch Kiwi heute derart abgestürzt sind. In Australien wurde am Mittwoch die allererste Banknote des Landes versteigert und brachte dem bisherigen Besitzer 2,75 Mio. Euro. Der 10.Schilling-Schein wurde übrigens 1913 ausgegeben.
Unter der 1,0380 findet AUD/USD nun erst einmal bei 1,0325 Widerstand. Unter der 1,0265 wartet die 1,0225.


3.45 Uhr wird der chinesische HSBC PMI gemeldet und 9.30 Uhr gibt es Daten aus der Schweiz. Der Einkaufsmanagerindex wird veröffentlicht. Der Markt erwartet ein leichte Erholung. EUR/CHF hat seit meiner letzten Analyse deutlich verloren und dürfte bei 1,22/1,2180 Unterstützung finden. Auf der Oberseite würde das Paar bei 1,2260 Widerstand finden. Dür ein solches Szenario müsste aber zunächst der Abwärtstrend gebrochen werden.


In Großbritannien steht 10.30 Uhr der Bau-Einkaufmanagerindex auf dem Programm. GBP/USD kämpft aktuell mit der widerstandszone 1,5550/70. Eine Überwindung ist weiter möglich, was dann die Ziele 1,5640 und 1,5725 in den Fokus rücken könnte. Scheitert das Paar, drohen 1,5430/20.


Zum Schluss noch die Handelsbilanz aus Kanada (14.30 Uhr). Das Defizit soll sich um knapp ein Drittel verringern, erwarten die Märkte. USD/CAD war völlig überverkauft und hat bei 1,0050 eine Korrektur vollzogen. Das Paar ist immer noch leicht überverkauft. Auf der anderen Seite ist der Abwärtstrend noch nicht gebrochen. Hält der Widerstand bei 1,01 dürfte die Parität ein realistisches Ziel sein.


Ich bin aktuell in EUR/USD investiert. Die Analysen stellen keine Handelsempfehlung dar.

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