Die Welt des Reisens

Donnerstag, 27. Juni 2013

Schwaches US-BIP irritiert die Märkte nur kurz

Da lag ich doch mal richtig daneben! Ein ziemlich enttäuschendes US-BIP hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Die Märkte wohl auch nicht, denn sie hielten die Rallye des Dollars kurz an. Aber nicht lange, dann gingen die Märkte wieder zur Tagesordnung über.

Den ersten Aufreger gab es aber schon in der Nacht zum Mittwoch. Irgendwie sieht es so aus, als ob Chinas Notenbank das Finanzwesen des Landes nicht mehr im Griff hat. Einige Banken scheinen eigentlich zahlungsunfähig zu sein. Wie liquide die Zentralbank selbst ist, bleibt ein Geheimnis. Fakt scheint zu sein, dass China wohl in absehbarer Zeit eher keine weiteren Goldreserven anlegt es ist wohl eher möglich, dass Gold in Geld umgewandelt werden muss. Der Goldpreis brach in der letzten Nacht ein. Es gibt Markt beobachter, die meinen, dass dies am starken Dollar liege, nur der US-Dollar hat sich in der Nacht nicht wirklich von der Stelle bewegt. weshalb ich eher an die China-Story glaube.

China wird uns in den kommenden Wochen und Monaten wohl mehr in Atem halten, als uns allen lieb sein wird. China ist bei weitem nicht das hyperüberlegene Wirtschaftswunder, wie uns Wirtschaftsbosse und Politiker weiß machen wollen, um die nächste Lohnrunde zu verhindern. Das Riesenreich ist ein Entwicklungsland mit ein paar Prestigeobjekten, die alle auf Pump finanziert sind. Jetzt platzt die Blase. Neben den glitzernden Fassaden, die das Fernsehen zeigt gibt es in China aber eine grausame Wirklichkeit, die die Mehrheit der Menschen betrifft. China ist trotz seinen unglaublichen Größe nicht in der Lage, seine Bevölkerung aus eigener Kraft zu ernähren. Viele Menschen leben von weniger als 2 US$ am Tag. Die das in der Realität aussieht, durfte ich 2008 besichtigen. Was ich sah hatte mit Supermacht nichts zu tun. Dazu ein anderes Mal mehr.

Australien bewegte den Aussie am Mittwochnachmittag, als die Regierung von Julia Gillard über ihren "Parteifreund" Kevin Rudd stolperte. Der gewann eine Kampfabstimmung um den Parteivorsitz bei Labour und wird wohl nach dem Rücktritt von Julia Gillard auch Premier. Gillard muss einem deshalb nicht Leid tun, denn auf genau diese Art hatte sie Rudd 2010 aus dem Amt befördert. Der war als Premier auch nicht gerade beliebt, was die Frage zulässt, warum die Märkte eigentlich kurz gejubelt haben. Nun, die Jubelfeier dauerte auch nicht lang.

Und damit zum heutigen Tag. In der Nacht meldete uns Neuseeland schon die Handelsbilanz. In etwas mit Erscheinen dieses Posts veröffentlicht Deutschland seine Arbeitslosenstatistik. Prognosen gehen davon aus, dass die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nicht sinken werden.  Schon allein das ist ein Aspekt, der zeigt, dass die Eurokrise noch lange nicht überwunden ist und auch Deutschland längst beeinflusst. Die Arbeitslosenquote soll weiter bei 6,9 % liegen, über der Quote vor einem Jahr (6,8 %). Eigentlich müsste man fragen, wie Schwarz-Gelb die Bundestagswahl im Herbst gewinnen möchte, aber die SPD und die Grünen liefern so viele Steilvorlagen, dass es Mutti schon richten wird.

11.10 Uhr schlägt dann für Italien die Stunde der Wahrheit. Anleihen mit 5- und 10-jähriger Laufzeit stehen auf dem Auktionsplan. Sie werden wohl für deutlich höhere Zinsen unter den Hammer kommen. Solange es unter 5 % bleibt, werden die Märkte aber wohl stillhalten. Dank Mario Draghis Ankündigung, dass die EZB auch weiterhin ihre lockere Geldpolitik bebehalten wird, wurde zuletzt wieder ein wenig der Druck von den Anleihemärkten genommen.

Soweit die Eurozone. UK meldet uns das BIP des vergangenen Quartals, eine voraussichtlich tief rote Leistungsbilanz (das ist sie auch, wenn Dein Wirtschaftskalender das Ergebnis grün leuchten lässt) und die Anlagegeschäfte. Das alles wir 10.30 veröffentlicht. Nachdem ich mit meiner Prognose für das US-BIP falsch lag, traue ich mich fast nicht. Aber auch das britische BIP ist schon zweimal vorab veröffentlicht worden und normalerweise halten sich dann Korrekturen doch in sehr engen Bahnen. Das Leistungsbilanzdefizit bleibt weiter sehr hoch, soll im Vergleich zum Vorquartal aber wenigstens ein wenig schrumpfen. Zu den Anlagegeschäften gab es bereits eine Vorabveröffentlichung. Die ist aber schon fünf Wochen her und gelegentlich weicht hier der tatsächliche Wert noch mal gewaltig ab. Ein Blick auf GBP/USD und EUR/GBP könnte sich 10.30 Uhr also durchaus lohnen.

Bleiben die USA und die Frage, war das BIP ein Ausrutscher? Wenn wir Ben Bernanke glauben dürften, ja. Aber ich fand die Arbeitsmarktdaten der vergangenen Wochen nicht unbedingt überragend. Zuletzt gab es immer wieder Enttäuschungen. Eine Chance für die Bären? Die Zahl der Langzeitarbeitslosen will ebenfalls nicht wirklich zurück gehen. Die Zahl der weiterführenden Anträge auf Arbeitslosenhilfe stagniert seit Monaten knapp unter drei Millionen. Auch in dieser Woche ist der Große Befreiungsschlag zumindest nicht prognostiziert. Immerhin sollen die Verbraucher wieder ein wenig freizügiger mit dem Geld umgehen. Die Privatausgaben sollen wieder steigen, der Kern-Preisindex wird weiter in der nähe der Stagnation erwartet. Alle Daten erscheinen 14.30 Uhr.

15.45 Uhr folgen noch das Bloomberg-Verbrauchervertrauen und 16 Uhr gibt es die Zahlen zu den schwebenden Eigenheimverkäufen. Schwebend bedeutet übrigens, Kontrakt unterschrieben, aber noch nicht bezahlt. Die US-Wirtschaft baut auf einen guten Immobilien- und Bausektor. Sollten die Zahlen enttäuschen, könnte das also wieder die Hoffnung nähren, dass die Straffung der Geldpolitik durch die Fed vielleicht doch noch ein wenig auf sich warten lässt. In dieser Hinsicht ist sicher auch der Auftritt von FOMC-Vice-Chairman William Dudley sehr interessant. Auch sein Auftritt ist fr 16 Uhr geplant.

In der Nacht zum Freitag gibt es dann nochmal einen Blick nach Neuseeland. Die Baugenehmigungen stehen 0.45 Uhr auf dem Programm. die prognostizierten -3,9 % sind für einen Wintermonat nicht völlig ungewöhnlich.

Die GfK, also die Gesellschaft für Konsumforschung, wurde 1934 von Professor Wilhelm Vershofen in Nürnberg gegründet. Die GfK feiert dies als Geburtsstunde der Marktforschung in Deutschland. Sicher ein Verdienst. Selbiger Professor hat 1933 das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler unterschrieben. Wir gehen mal davon aus, dass er bereits 1953 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland für seine Verdienste um die Marktforschung erhielt. Professor Vershofen durfte damals jedenfalls nicht in Großbritannien Marktforschen, seine Erben schon. 1.01 Uhr veröffentlicht der britische Ableger der GfK die Konsumentenzufriedenheit der Untertanen ihrer Majestät.

1.30 Uhr erscheinen dann die Verbraucherpreise aus Japan. Wenn man den Prognosen glauben darf, scheinen die Maßnahmen der Bank of Japan weiter zu fruchten. Die Preise sollen leicht zulegen. Das gilt auch für die Einzelhandelsumsätze, die 1,50 Uhr veröffentlicht werden. Ebenfalls 1.50 Uhr wird die Industrieproduktion gemeldet, die nach 0,9 % im letzten Monat um 0,2 % zugelegt haben soll - immerhin.


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