Der Dienstag ist schnell erzählt. Die Niederlande haben ihre Konjunktur noch ein wenig tiefer gelegt
und gehen mit einem Jahres-BIP von -1,8 % ins zweite Halbjahr.
Vielleicht war es ja Tuning für den von der EZB für die Eurozone
angekündigten Aufschwung im zweiten Halbjahr. Am Donnerstag war
zumindest wenig von Aufschwung in der Eurozone zu spüren. Die
französische Konjunkturumfrage stagniert, was man schon fast positiv
bewerten muss, Italiens Einzelhandelsumsätze schrumpfen weiter, wenn
auch nur leicht, die Zinsen für spanische 3-monats- und italienische
2-Jahres-Anleihen steigen auf das 2,5fache der letzten Auktion. Immerhin
hat am das geplante Geld einsammeln können. Natürlich wollen wir auch
das Positive nicht unter den Tisch fallen lassen: Spaniens
Erzeugerpreise sind gestiegen.
Es gibt noch mehr Positives aus der Europäischen Union,
aber eben nicht aus der Eurozone. Die britischen
Hyptheken-Genehmigungen stiegen auf den besten Wert seit Januar und der
CB Realisierter Handel, ein Indikator für den Einzelhandel drehte auf
Wachstum, wenn auch nur knapp.
Dann trat Mario Draghi
beim Wirtschaftstreffen der CDU in Berlin auf, erklärte zum gefühlt
hunderttausendsten Mal, die Sicht der EZB zu lockerer Geldpolitik,
verheimlichte dabei auch nicht, dass der Beitrag zur Reform der Eurozone
aber nur ein kleiner sein kann, die Anstrengungen der Staaten seinen zu
gering - das wird auch der Bundeskanzlerin gefallen haben. Allerdings
macht Mario Draghi auch klar, dass ein Ende der lockeren Geldpolitik der
EZB in weiter Ferne liege. Mit Blick auf die steigenen Zinsen für
Anleihen aus Spanien und Italien ist sogar damit zu rechnen, dass bald
wieder die Troika zum Retten ausrücken muss und dass die EZB dann mit
ihrer in Deutschland gefürchteten Waffe dabei sein wird: OMT. Drohen
allein wird diesmal nicht reichen, die Märkte werden wohl diesmal Taten
sehen wollen, bevor sie den Italienern und Spaniern einen Zins-Rabatt
einräumen. Na ja, die Italiener können ja bei Milliardär Silvio
Berlusconi mal nachfragen, der ist vor kurzem wegen Steuerhinterziehung
zu 4 Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil ist noch nicht
rechtkräftig und ob es vollstreckt wird ist wegen des Alters von
Berlusconi unsicher. Ach Italien....
In den USA
bemühten sich währenddessen verschiedene Mitglieder der Fed, das
letzten Donnerstag von Ben Bernanke abgegebene Statement
herunterzuspielen. Die Märkte hätte alles überinterpretiert, meinte Narayana Kocherlakota aus Minneapolis und Dallas-Fed-Chef
Richard Fisher meinte, dass die Geldpolitik ja auch nach einer
Reduzierung der Anleihekäufe locker bliebe. Dem wollten die Märkte dann
gern folgen und drehte am Dienstag ins Plus. Auch ausnehmend gute Daten
aus den USA konnten die leicht einziehende Zuversicht, dass alles gar
nicht so schlimm wird, nicht entscheidend unterdrücken.
Am Mittwoch
gibt es vergleichsweise wenige Ereignisse, welche die Märkte
interessieren könnten. Das für den Euro wichtige GfK-Konsumklima in
Deutschland und das französische BIP erschienen schon, wenn diese
Kolumne das Tageslicht erblickt. Das Konsumklima könnte für Erholung im
EUR/USD sorgen, denn so lange die Deutschen Angst um ihr Erspartes haben
dürfen, ist nicht auszuschließen, dass sie es einfach ausgeben. Die
Angst dürfte weiter begründet bleiben, wie wir wahrscheinlich schon in
wenigen Wochen sehen werden (she. Zinsen Italien und Spanien). Aber bevor
die Zukunft den Euro auf niederländisches Niveau befördert, könnte mit
ein paar positiven Zeichen aus der Konjunktur auch nochmal ein kleiner
Aufstieg erfolgen. Es wird wohl keine Gipfelsturm, aber die Ebene könnte
der Euro nochmal verlassen.
Am Nachmittag, 14.30 Uhr, gibt es dann das US-BIP,
von dem es glücklicherweise schon zwei Vorablesungen gab. Dass es also
gravierend von den bisherigen Lesarten abweicht, wäre eine Überraschung.
So werden wohl die Märkte am Nachmittag wieder mehr darüber sinnieren
können, ob und wenn ja wann mit wie viel Liquiditätsentzug zu rechnen
ist. Ein Entzug ist immer grausam und die Märkte sind auch nur Menschen.
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