Die Welt des Reisens

Dienstag, 3. September 2013

Meine Erfahrungen in Syrien

Syrien, das Land bewegte uns in der letzten Zeit aus leider sehr traurigen Anlässen. Für mich persönlich ist unfassbar, was in Syrien passiert. Ich möchte in dieser Woche in wenig über das Land im Orient erzählen. Ich hatte 2010 die Möglichkeit, dieses für die meisten wohl nur aus den Nachrichten bekannten Landes kennenzulernen. Ich bin damals auf einer Rundreise vom Libanon über Syrien nach Jordanien gewesen. Ich habe also fast die gesamte israelische Grenze gesehen. Es war auch nicht meine einzige Reise in diese Region. Ich war noch ein weiteres Mal in Jordanien und kenne auch die Vereinigten Arabischen Emirate. Ich war in allen Ländern als Reiseleiter und hatte mit touristischen Leistungsträgern in diesen Ländern zu tun. Ich habe dadurch ein wenig von der Mentalität der Menschen kennengelernt und auch das eine oder andere erfahren, dass vor der Gruppe nicht gesagt wurde.

Trotzdem, ich war als Gast und Reisender im Land. Ich kann also nicht wirklich die Gesellschaften bewerten und analysieren ich kann nur beschreiben, was ich gesehen und erlebt habe. Wenn dabei Das Assad-Regime zum Teil ganz gut wegkommt, hat das mit Begebenheiten zu tun, die ich sehen konnte. Ich habe beispielsweise keine Berichte über die syrischen Geheimdienste. Ich weiß nicht, wie diese Aufseher des Regimes im Ernstfall arbeiten. Ich habe das Leben der "normalen" Menschen gesehen, also der Mehrheit, die sich mit dem Regime arrangiert haben. Vieles was ich da gesehen habe, ähnelt meinen Erfahrungen als DDR-Bürger. Ich bin auch bespitzelt worden, ohne dass es für mein Leben eine große Relevanz hatte. Soviel zum Verständnis dafür, wie dieser Reisebericht entstand. Die Links führen zu Videos, die ich selbst aufgenommen habe.

Die Einreise nach Syrien erfolgte nicht weit von Baalbek, Die Syrer waren zu uns westlichen Touristen sehr zuvorkommend, es ging eher heiter im Bus zu. Die typische arabische Gelassenheit gibt es auch unter den Repräsentanten des Regimes. Syrien ist ein Land der der kulturellen und religiösen Gegensätze - Gegensätze, die heute leider in den Vordergrund gerückt sind. Ähnlich wie Saddam Hussein im Irak gelang es Hafiz al-Assad und danach seinem Sohn Baschar al-Assad eine Gesellschaft zu schaffen, in der die Religion ein den Hintergrund trat. Was phantastisch klingt, war aber eher nicht phantastisch. Die Baath-Partei kam durch 1963 durch einen Staatsstreich an die Macht und regierte mit Notstandgesetzen. An allen wichtigen Stellen im Staat findet man Angehörige der Familie al-Assad oder Getreue. Als Hafiz al-Assad starb, wurde in der Verfassung das Mindestalter des Präsidenten von 40 auf 34 Jahre gesenkt, damit Baschar al-Assad an die Macht kommen konnte. Das war im Jahr 2000.

Baschar al-Assad ist Augenarzt und studierte zum Teil in London, wo er im Western Eye Hospital ausgebildet wurde. Al-Assad gehört zur Religionsgruppe der Alawiten an, die eher klein ist, aber die Elite des Landes stellt. Interessant, auch im Zusammenhang mit dem brutalen Vorgehen des Militärs gegen die ersten Proteste im Land, ist, dass al-Assad nie eine militärische Ausbildung hatte. Seine Frau Asma lernte der Präsident in London kennen. Sie ist die Tochter eines syrisch-stämmigen Londoner Kardiologen. Asma ist also in einer Demokratie in wohl behüteten Familie aufgewachsen und gilt als sehr moderne Frau. Sie ist übrigens Sunnitin, was Baschar al-Assad aber keine Pluspunkte in Saudi-Arabien brachte und das, obwohl die Ehefrau des saudischen Königs Abdullah ibn Abd al-Aziz, Prinzessin Hussa bint Trad bin Sattam asch-Schaʿlan, die Tante Baschar al-Assads sind.

Als Vater Hafiz starb und Baschar an die Macht kam, hatten viele Syrer die Hoffnung, dass die Freiheit größer wird. Hafiz al-Assad hat das Land mit eiserner Faust regiert und unter der Bevölkerung, aber auch im Westen wuchs die Hoffnung, dass der neue Herrscher, Baschar al-Assad, mehr individuelle Freiheit zuließ. So kam es auch, aber nur sehr kurz. Die Systemkritik war offenbar so groß, dass die Bürgerrechte schnell wieder eingeschränkt wurden. Trotzdem Baschar war Arzt und hat westliche Werte kennengelernt. was bewegt diesen Mann, dass er 2011 infolge des Arabischen Frühlings kleine Demonstrationen für mehr Bürgerrechte brutal zusammenschlagen ließ? Wahrscheinlich wollte Assad damit verhindern, dass der Arabische Frühling auf sein Land übergreift und hat so die Wut und den Zorn erst gesät.

Syrien war zum Zeitpunkt meines Besuches ein relativ armes Land, obwohl es Öl hat. Dies lag vor allem daran, dass Syrien seit dem Staatsstreich, der in Syrien als Revolution gilt, unter einem Handelsembargo durch den Westen litt. Baschar al-Assad selbst versuchte das Land zu modernisieren. Er engagierte sich schon vor seiner Präsidentenzeit sehr für den Zugang der Syrier zum Internet. Ihm waren aber auch Grenzen gesetzt, die auch den Tourismus nie zur Entfaltung bringen konnten. Auch 2010 war es in Syrien als einzigem arabischen Land nicht möglich mit einer Kreditkarte zu bezahlen. Nicht, weil VISA oder MASTERCARD nicht wollten - hier ging es um Politik. Öl wurde für den Eingenbedarf gefördert. Diese Beschränkungen mit anderen Teilen der Welt Handel zu treiben, Geschäfte zu machen soll für Unruhe in der Bevölkerung sorgen und das dürfte in der Regel auch aufgehen. Die Frage ist, ob man ein Volk für eine Diktatur bestrafen darf.... Also Ostdeutscher, der das selbst erlebt hat, sage ich nein.

Syrien ist ein Land, das auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Hier waren nicht nur die Araber, hier waren auch Römer, Ommajaden, Kreuzritter, Osmanen und ich meine, auch die Mongolen haben hier vorbeigeschaut. Alle haben in Syrien Zeugnis hinterlassen. Für Menschen, die Geschichte zum Leben erwecken wollen war Syrien ein Traum. Die UNESCO hat viele dieser Orte zum Welterbe erklärt, sich aber nie darum gekümmert und sich schon gar nicht finanziell an Ausgrabungen, Restauration oder Schutz beteiligt. Alles, was ich in Syrien gesehen habe, haben die Syrer gemeinsam mit privaten Gönnern, unter denen auch deutsche Großkonzerne waren,  bewahrt. Ein Jammer, dass davon wahrscheinlich nicht viel übrig bleiben wird.

Die ersten Kilometer auf syrischem Boden führten vorbei an Homs, einer Stadt, die ziemlich zeitig in Rebellenhände fiel. Eine Katastrophe für das Regime, denn in Homs gibt es eine wichtige Ölraffinerie. Das durfte man 2010 alles Fotografieren. Überhaupt zeigte sich das Regime in dieser Beziehung sehr großzügig. Es gibt in Syrien nichts, was man nicht fotografieren darf. Es gibt viele Länder in denen man da größeren Restriktionen ausgesetzt ist. Die ersten leibhaftigen Syrer, nach unserem Reiseleiter, einem ehemaligen Kunstattaché in der syrischen Botschaft in Bonn, trafen wir im Georgskloster, was uns gleich zeigte, die Christen spielen eine wichtige Rolle in Syrien. Das Mönchskloster ist mehr als 1.400 Jahre alt und bestens restauriert.

Der Krak des Chevaliers gilt als herausragendes Zeugnis der Kreuzritterzeit, nicht nur im Orient, auch bei uns, im Abendland. Die Ruine thront mächtig auf dem Berg und bietet leider sehr gut Deckung. Das UNESCO-Welterbe wurde leider im Bürgerkrieg bombardiert. Die Burg war von beiden Bürgerkriegsparteien besetzt und wurde durch Bomben schwer in Mitleidenschaft gezogen und geplündert. Als ich auf dem Krak war, wurden wir von einer Gruppe junger, erwachsener Syrer empfangen und begleitet, die kleine Andenken verkauften und alten, gehbehinderten Menschen für ein kleines Trinkgeld beim Weg über die mittelalterlichen Wege halfen. Was eigentlich ganz nett klingt, zeigt, dass junge Menschen in Syrien keine Perspektive haben. Wer sich als junger Mensch mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten muss, wird den Präsidenten wahrscheinlich eher nicht mögen. Der Anführer erzählte mir, dass es wenige Gruppen aus Europa gibt, die dann ein einigermaßen erträgliches Leben ermöglichen. Meine Gruppe war recht großzügig, die Männer sehr dankbar. Eine solche Truppe haben wir danach zwar nie wieder getroffen, aber ich fragte mich schon, ob es für junge Menschen keinen besseren Job gibt.

Nach der Besichtigung der Burgruine fuhren wir nach Hama, der Stadt der Wasserräder. Die Stadt ist eine der ältesten Städte Syrien und wird als Hamath auch in der Bibel erwähnt. Die Hauptattraktion der Stadt sind riesige Wasserräder, die Norias. Sie sind Teil eines alten Bewässerungssystems. Hama hat eine düstere Vergangenheit, über die man in Syrien nie gesprochen hat. Im Februar 1982 hatten die Muslimbrüder Hama zum Hauptquartier ihres Widerstands gegen das Assad-Regime auserkoren. Um den Aufstand niederzuschlagen, ließ der damalige Verteidigungsminister Mustafa Tlas die historische Altstadt bombardieren. Bei dieser kollektiven "Bestrafung" kamen rund 30.000 Menschen ums Leben und die historische Altstadt wurde offenbar schwer in Mitleidenschaft gezogen. Wir durften die Altstadt jedenfalls nicht anschauen und müssten uns mit den am Rande der Altstadt zu sehenden Wasserrädern begnügen.

Und um einen Eindruck zu bekommen, gibt es hier noch ein Video.

Ich kann noch viele Geschichten erzählen, über Aleppo, den Assad-Staudamm, die Oasenstadt Palmyra, die fantastischste Raststätte die ich je gesehen habe und natürlich Damaskus. Ich kann darüber erzählen, wie die Menschen trotz unterschiedlicher Religionen gemeinsam lebten und wie locker in Syrien der Islam gehandhabt wurde. Vieles davon ist sicher erstaunlich und vieles wird es nach dem Bürgerkrieg wohl so nicht mehr geben.

Also, wer mehr über Syrien wissen möchte, gibt mir Bescheid. Dann gibt es bald eine Fortsetzung.
Der Beitrag ist unter Zuhilfenahme von Wikipedia-Einträgen entstanden.

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