Die Welt des Reisens

Montag, 2. September 2013

Woche der Notenbanken

Ja, eine Woche der Notenbanken habe ich schon öfter gefeiert, aber es ist nun mal so. Die Fed wird zwar erst in 2 Wochen klären, ob die Anleihekäufe zurückgefahren werden, aber in dieser Woche sind gleich 5 Notenbanken am Start.

Schon am Dienstag könnte es heiß hergehen, wenn die Reservebank von Australien ihre Zinsentscheidung bekannt gibt. Die Notenbank sah in den letzten Statements den Australischen Dollar weiterhin überbewertet, die Inflation nicht problematisch und die konjunkturelle Entwicklung eher bescheiden. Eine weitere Zinssenkung wird erwartet, wenn auch nicht diesmal. Spielraum gibt es durchaus. Im Vergleich zu anderen Notenbanken bleibt der Reserve Bank of Australia (RBA) viel Spielraum. Der aktuelle Zinssatz liegt bei 2,5 %. Auf der anderen Seite ist auch eines zu berücksichtigen. Australien ist ein Land, dass von der Rohstoffnachfrage abhängig ist. Wenn die Konjunktur in der Welt anspringt, dürfte dies auch Down Under helfen. Dann könnte die RBA auch die aktuelle Geldpolitik neu prüfen. Es wird also wie so oft auf Nuancen in der geldpolitischen Aussage ankommen. Sollte sich die Notenbank ihre Bereitschaft zu weiteren Zinssenkungen abschwächen, könnte der große Abverkauf des Aussie auch beendet sein. Eine Umkehr ist nicht ausgeschlossen.

Am Mittwoch steht dann die Bank of Canada im Fokus. Die kanadische Konjunktur hat zuletzt ähnlich der in den USA an Fahrt verloren. Die Arbeitslosenquote stagniert seit vielen Monaten knapp über 7 %. Das Wirtschaftswachstum ist auf dem Rückzug. Das BIP ist in den vergangenen 12 Monaten um 1,7 % gestiegen. Vor einem Quartal waren es noch 2,2 %. Dass Gouverneur Stephen S. Poloz in seinem Statement eine restriktivere Geldpolitik ankündigen wird, ist also eher unwahrscheinlich. Der Kanadische Dollar könnte also weiter unter Druck geraten.

Dann wird es wieder richtig spannend. Am Donnerstagmorgen gibt die Bank of Japan ihre geldpolitischen Entscheidungen bekannt. Die Effekte der extrem lockeren Geldpolitik scheinen langsam zu verpuffen. Zwar scheint Japan im Kampf gegen die Deflation Fortschritte zu machen, aber beim Konjunkturwachstum gab es zuletzt deutlich sichtbare Bremsspuren. Bei den Einzelhandelsumsätzen wurde in der vergangenen Woche ein Rückgang um 0,3 % auf Jahressicht ermittelt. Vor einem Monat standen hier noch +1,6 % zu buche. Nun sind die Einzelhandelsumsätze zwar mit großen Schwankungen behaftet, aber dies ist schon eine recht deutliche Bewegung, zumal die Analysten mit einem + von 0,6 % rechneten. Immerhin die Verbraucherpreise kommen voraus. Der Tokio-Kern-Verbraucherpreisindex (ohne Lebensmittel und Energie) für die letzten 12 Monate stieg immerhin auf +0,4 %. Vor einem Jahr registrierten wir noch -0,5 %. Das japanische Handelsbilanzdefizit ist wieder in astronomische Regionen entschwunden. -0,94T gab es in den letzten fünf Jahren überhaupt nur einmal: im März 2013, also exakt zu Beginn der Amtszeit von BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda. Das BIP wuchs im letzten Quartal nur noch um 0,6 %, nachdem es im vorherigen Abschnitt noch 0,9 % betrug. Die Bäume wachsen also nicht in den Himmel, Geld drucken allein hilft also nicht unbedingt - oder doch? Wir dürfen gespannt sein, ob Herr Kuroda weiteren zig Billionen Yen in den Wirtschaftskreislauf pumpt und wie er diese immensen später wieder einsammelt. Später, wenn die Inflation aus dem Ruder zu laufen droht, denn diese Gefahr ist definitiv vorhanden.

Der Donnerstagmittag gibt es dann die Zinsentscheidung der Bank of England, deren Gouverneur Mark Carney zuletzt klar äußerte, dass eine Zinserhöhung in absehbarer Zeit nicht ansteht. Die BoE gibt keine zinspolitischen Erklärungen ab, wir dürfen nach der Entscheidung wohl wieder rätseln, wie die Entscheidung zustande gekommen ist. Nun ja, es gibt ja das Versammlungsprotokoll des MPC, das und dann in 14 Tagen aufklärt.

Da ist doch die EZB ein wenig transparenter. Sie veröffentlicht zwar keine Versammlungsprotokolle, aber dafür nimmt sich der EZB-Präsident immer eine Stunde Zeit um die Fragen der Journalisten zu beantworten. Hier bekommt man unmittelbar nach der Entscheidung eine Erklärung, warum der EZB-Rat so entscheiden hat. Es gibt detaillierte Erläuterungen, die keine andere Notenbank in dieser Ausführlichkeit zur Verfügung stellt. Transparenzdefizit? Ich sehe das ehrlich gesagt nicht. Dass die EZB an den Zinsen dreht dürfte angesichts der zuletzt durchaus erkennbaren Konjunkturerholung in der Eurozone eher unwahrscheinlich sein. Interessant ist, ob Mario Draghi im Statement wieder von Zinssatz von 0,5 % oder darunter über einen sehr langen Zeitraum spricht, oder ob dieser Satz aufgeweicht wird. letzteres dürfte den Euro stärken.

Eine Woche der Notenbanken ohne die Fed? Naja, die Fed ist als Phantom dabei. Am Freitag gibt es in den USA die Non Farm Payrolls und die Arbeitslosenquote. Bekanntlich wichtige Indikatoren für die Entscheidung des FOMC, ob man nun die Anleihekäufe eingrenzt oder nicht.

Und wem das nicht reicht, am Donnerstag und Freitag tagt der G20-Gipfel in St. Petersburg. Hier soll es unter anderem zur Eindämmung der Steuerflucht geben und wenn ich Angela Merkel am Sonntag richtig verstanden habe, wird es sogar Ergebnisse geben. Da dürfen wir also alle gespannt sein. In diesem Sinne wünsche ich eine erfolgreiche Tradingwoche.

Für alle, die heute meine Syrien-Geschichte erwartet habe: Ihr müsst Euch bitte noch bis morgen gedulden, denn diese wichtige Woche der Notenbanken ohne einen Wochenausblick - das wäre dann wohl doch richtig schwach.

Meine Analysen und Marktbeobachtungen stellen keine Handelsempfehlungen dar.
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