Die Welt des Reisens

Freitag, 6. September 2013

Non Farm Payrolls als Indikator für Tapering?

Fünf Notenbanken haben in dieser Woche ihre Zinsentscheidungen und die dazugehörigen Statements zur Geldpolitik abgeben. Bevor Mario Draghi gestern Nachmittag für die Europäische Zentralbank vor die Presse trat, musste man Feststellen, das Überraschungspotental hielt sich sehr in Grenzen.

Einzig die Reservebank von Australien hatte eine neue Botschaft für den Markt. Die Notenbänker sehen zwar den Aussie weiter überbewertet, verzichteten aber im Vergleich zum letzten Statement auf eine Andeutung, dass eine weitere Zinssenkung denkbar sei. Eine klare Änderung der Formulierung, die der Markt mit deutlicher Aufwertung von AUD/USD beantwortete.

Kanada, Japan und vor allem auch Großbritannien haben ihre Geldpolitik praktisch beibehalten. Nur bei der Bank of Japan konnte man herauslesen, dass die Notenbank ihre ohnehin extrem lockere Geldpolitik weiter ausweiten könnte, wenn dies aufgrund der aus Sicht der BoJ notwendigen Mehrwehrtsteuererhöhung nötig sein sollte. Der mit 266 % vom Jahres-BIP verschuldete Staat benötigt dringend neue Einnahmen. Wer jetzt glaubt, dass eine Mehrwertsteuer-Verdopplung dramatisch ist, wird diese Sicht relativieren, wenn er weiß, dass es sich um eine Erhöhung von 5 auf 10 % handelt. Diese Aussicht schwächte den Yen aber nur wenig. Zwar überwand USD/JPY knapp die 100er Marke, aber der große Ausbruch ist ausgeblieben. Der Yen bleibt ein sicherer Hafen und in weiterhin sehr unsicheren Zeiten scheut das Kapital weiterhin das ganz große Risiko.

Am Donnerstagnachmittag gab EZB-Präsident Mario Draghi seine Pressekonferenz und nach einer erwartungsgemäßen Zinsentscheidung bot der Italiener eine insgesamt eher zurückhaltende Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in der Eurozone. Die Risiken sind weiterhin beträchtlich, vor allem durch wieder steigende Zinsen in den Peripherie-Ländern. eine der spannendsten Momente war sicherlich, dass eine weitere Zinssenkung nicht nur diskutiert wurde, sondern sich einige Ratsmitglieder auch klar dafür ausgesprochen haben. Es waren aber nicht alle für eine solche Lösung, darunter sicher die deutschen Ratsmitglieder.

In Deutschland hat man ja eine neue Möglichkeit zur Ablenkung von den Problemen in Deutschland gefunden. Die EZB nimmt den künftigen Rentnern durch ihre Niedrigzinspolitik die Altersvorsorge weg. Der ist gut. Altersarmut durch die EZB. Nun, den Parteien mag das gut in den Kram passen, aber ist es richtig? Nun, wahrscheinlich sind das größere Übel die massenhaften Niedriglohnjobs, die es den Menschen gar nicht möglich macht, etwas zu sparen. Fr die EZB dürfte es wahrscheinlich wichtiger sein, sich um die immer noch katastrophalen wirtschaftlichen Zustände in einigen Peripheriestaaten zu kümmern. in Spanien gibt es weiterhin 26 % Arbeitslose, in der Eurozone sind es gut 12 %. Die fehlende Kaufkraft drückt auf die Preise und die EZB muss gegen eine drohende Deflation kämpfen. Deflationsgefahr mag es in der Eurozone aktuell nicht geben, aber das Inflationsziel von knapp unter 2 % rückte zuletzt wieder in weitere Ferne.

Heute erscheinen nun die wichtigsten Arbeitsmarktdaten aus den USA. Die Non Farm Payrolls, also die Gehaltsabrechnungen der Nicht-Agrar-Arbeitsplätze zeigen, wie viele Menschen im letzten Monat zusätzlich in Lohn und Brot gekommen sind. Dazu wird die Arbeitslosenquote veröffentlicht. Beide Fakten sind wichtige Indikatoren für den FOMC, den geldpolitischen Ausschuss der USA, um zu entscheiden, ob und wie schnell die Fed aus den Anleihekäufen aussteigen kann.

Es gibt Analysten, die mit einer Reduzierung der Anleihekäufe schon im September rechnen. Bisher betrug das Volumen der zusätzlichen Liquidität, welche die Fed in den Markt pumpte, 85 Mrd. US-Dollar pro Monat. Diese könnte nach Meinung der Experten im September auf 75 Mrd. US-Dollar schrumpfen. Marktbeobachter gehen davon aus, dass dieser Schritt des FOMC schon im Markt eingepreist ist.

Die spannende Frage ist nun, ob das sogenannte Tapering schon beschlossene Sache ist oder die heutigen Daten für den FOMC doch noch eine Rolle spielen. Wenn ja, könnte es sein, dass der Markt ein wenig voreilig war, denn dass die Non Farm Payrolls überzeugen, ist seit gestern nicht mehr so sicher. Zwar konnten die Anträge auf Arbeitslosenhilfe überzeugen, aber die als für die Non Farm Payrolls als wichtiger Indikator angesehenen ADP Non Fram-Arbeitsplätze bllieben leicht hinter den Erwartungen zurück.

Nun ist es kein Gesetz, dass schwache ADP-Daten immer schwache Non Farm Payrolls zur Folge haben, aber oft tritt genau dieses Szenario ein. Der zweite Indikator ist die Arbeitslosenquote, die auf dem Vormonatsstand von 7,4 % verharren soll. Befürworter eines schnellen Tapering führen immer gern an, dass die Arbeitslosenquote ja vor einem Jahr noch bei 8,3 % lag, was richtig ist. Nur ist die Dynamik eines Absinkens der Quote inzwischen doch sehr zurückgegangen und ist kaum noch wahrzunehmen. In den letzten fünf Monaten sank die Arbeitslosenquote nur noch von 7,6 auf 7,4 %. Auch der Wirtschaftsaufschwung schien zuletzt zu erlahmen,. Besonders der Bausektor schien unter den gestiegenen Hypothekenzinsen zu leiden. Hier wäre eine restriktivere Geldpolitik vielleicht sogar kontraproduktiv. Es gibt also durchaus auch Argumente, die gegen einen schnellen Einstieg in die Eindämmung der Anleihekäufe sprechen. Waren die Marktteilnehmer mit der Einpreisug von Tapering also zu schnell? Die endgültige Antwort gibt es am 18. September. Heute könnte es aber einen interessanten Zwischenbescheid geben. In diesem Sinne bleiben wir gespannt!

Meine Analysen und Marktbeobachtungen stellen keine Handelsempfehlungen dar.
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