Die Welt des Reisens

Sonntag, 1. September 2013

Kommando zurück!

Barack Obama und Baschar al-Assad sind sehr einsame Männer. Na gut, Barack Obama hat wenigstens noch den französischen Präsidenten François Hollande an seiner Seite. Hollande scheint seine Defizite im Inland mit ein wenig Außenpolitik übertünchen zu wollen.

Barack Obama hat am Samstag bewiesen, wie schwer ihm ein Waffengang gegen Syrien fällt. Er ist zwar überzeugt, dass dies die richtige Lösung ist, aber er hat auch beschlossen, den Kongress mitzunehmen. Macht er das, weil er ja eigentlich Kriege beenden wollte und ihm der Militärschlag moralisch schwerfällt oder will er sich die Verantwortung "teilen", falls aus dem Militärschlag ein Krieg wird, in den die USA als Kriegspartei hineingezogen werden? Egal was die USA tun werden, das Leiden der Syrer wird wahrscheinlich weitergehen. Das macht mich persönlich sehr traurig, ist durch mich aber auch nicht zu ändern. Moralisch ist für mich der Einsatz eines weltweit geächteten Waffensystems keine Kleinigkeit und die Weltgemeinschaft muss auf diese Provokation anworten. Wie sie antwortet, sollte sie freilich möglichst gemeinsam abstimmen. Aber ich fürchte, dies ist ein frommer Wunsch.

Für das Trading spielt nur eine Rolle werden die USA einen Militärschlag ausführen und wenn ja wann. Wem das zu kaltherzig ist, darf nicht traden. Wir leben alle im Kapitalismus und können diesen natürlich ablehnen. Wir leben dann aber immer noch im Kapitalismus. Solange dieses Wirtschaftssystem existiert, wird nur derjenige überleben, der Geld hat. Das muss man verdienen, zum Beispiel an der Börse. Es ist nicht unmoralisch, Geld zu verdienen. Und es ist auch nicht unmoralisch, sein Geld vor Verlust zu schützen. Es ist deshalb auch nicht unmenschlich Gedanken zu machen, wie man sein Vermögen auch in der Krise mehren kann. Eine der Stärken des Forex-Handels ist, dass man auch in "schlechten Zeiten" Geld verdienen kann. Ich glaube nicht, dass es den Syrern hilft, wenn wir jetzt alle aus moralischen Gründen den für den Handel wichtigen Syrien-Konflikt nicht analysieren. Den Syrern nutzt es nichts, wenn wir im Jobcenter um Hartz IV betteln. Deshalb müssen wir den Krieg nüchtern analysieren. Beim Trading haben irgendwelche Gefühlsduseleien nichts zu suchen. Rationalität ist gefragt.

Es war schon immer so, dass auch in einer Krise oder im Krieg das Leben weiter gehen musste. So bedauerlich der Krieg für die Menschen ist und so sehr ich diesen Menschen wünsche, dass ihr Leid bald ein Ende hat - ich kann deshalb nicht selbst mit dem Leben aufhören. Es wäre auch nicht besonders effektiv, denn wenn ich heute aufhöre, Profit zu machen, hört der Krieg nicht auf. Es stirbt kein einziger Mensch weniger. Es ist also eine ziemlich sinnlose Art, Solidarität zu üben. Deshalb werde ich auch weiterhin nüchtern und sachlich die Geschehnisse analysieren und die Chancen ausloten.

Es hilft den Syrern mehr, wenn wir nach dem Krieg überlegen, wie wir den Menschen helfen können. Jetzt sind andere Kräfte an der Reihe und wir werden nicht beeinflussen können, was geschieht. Die Unsere moralische Meinung können wir austauschen, aber sie tut für das Traden nichts zur Sache.
Und damit zur Chartanalyse.

Wie oben schon kurz erwähnt zögert Barack Obama mit einem Militärschlag und scheint sich die Verantwortung für einen möglichen Krieg mit dem Kongress teilen zu wollen. Dort reagiert man nicht besonders erfreut, was die Frage aufwirft, wie handlungsfähig ist der Präsident und wie handlungsfähig ist die Weltmacht USA? Für uns bedeutet dies, ob ein Militärschlag kommt, ist nicht mehr so sicher. Sicher ist, dass er wohl nicht vor dem 9. September beginnen wird, denn der Kongress kommt erst an diesem Tag aus den Sommerferien zurück. Die spannende Frage ist, wie der Markt regieren wird.

Barack Obama hat keinen Zweifel daran gelassen, dass er für eine Strafaktion ist, die Frage, ob er auch bei einem "Nein" aus dem Kongress zuschlagen würde, aber unbeantwortet gelassen. Theoretisch ist der Präsident dem Parlament nicht rechenschaftspflichtig. Er allein entscheidet, ob und wann die USA in einen Krieg ziehen. In der kommenden Woche werden sich nun also die Kongressabgeordneten die Klinke des Weißen Hauses in die Hand geben und mit Barac Obama die Lage erörtern und es wäre ein Wunder, wenn sie an diesen Gesprächen nicht auch die Medien teilhaben lassen werden. Diese Nachrichten dürfte der Markt aufsaugen und die Wahrscheinlichkeit eines Krieges ähnlich analysieren wie die Spekulation um Eingrenzung der Anleihekäufe durch die Fed. Dies macht den Markt nicht unbedingt berechenbarer.

Der US-Dollar profitierte in der vergangenen Woche durch die zunehmende Kriegsangst. Am Freitagabend bröckelte der Kurs leicht, was damit zusammenhängen könnte, dass sich aus der Erklärung von Außenminister John Kerry zwar eine klare Kriegserklärung ableiten ließ, nicht aber der Zeitpunkt der Militäraktion. Inzwischen ist das Bild klarer, ein Krieg steht in den kommenden Tagen nicht bevor. Es könnte also sein, dass der Markt mit Erleichterung regiert, denn ein Waffengang birgt extreme Risiken. Die Erholung des Dollar könnte also zunächst beendet sein. Unter 81,70 dürfte es für den Greenback wieder problematisch werden. Das Tief bei 80,75 könnte relativ schnell wieder in den Fokus rücken. Auf der anderen Seite könnte über der 82,50 die 83 warten. Darüber sollte es auch aus charttechnischer Sicht wieder bullisch werden.


Das bedeutet für EUR/USD durchaus Erholungspotential. die 1,3180/75 hat zunächst gehalten, das Paar konnte sich leicht erholen. Klar, das könnte auch mit dem überverkauften Status, den EUR/USD schon hatten, zusammenhängen. Aufgrund der neuen politischen Entwicklungen könnte sich aber Erleichterung breit machen, die dem Euro helfen könnte. Der Euro muss also kein Short-Kandidat sein. Bei 1,3250 hat sich in den letzten Tagen ein neuer Widerstand aufgebaut. Sollte dieser brechen, dann sind durchaus wieder 1,33 möglich. Für bullische Momente könnte auch der chinesische ISM-Einkaufsmanager-Index sorgen, der am Sonntagmorgen mit 51,0 deutlich über der Prognose (50,6) lag. In der Nacht zum Montag legt die HSBC mit ihrem PMI nach.

Wichtigster Termin der kommenden Woche ist sicher die Zinsentscheidung der EZB am Donnerstag, auch wenn hier keine großen Neuigkeiten zu erwarten sind. Die Frage ist, ob die EZB weiterhin uneingeschränkt auf niedrige Zinsen setzt oder ob die Konjunkturerholung inzwischen so robust eingeschätzt wird, dass man in den Aussagen zur Geldpolitik doch Räume lässt, die eine baldige Zinserhöhung nicht mehr komplett ausschließen. Insgesamt ist also wohl auch von der EZB nicht viel bärisches zu erwarten. Die weiteren Termine: Am Dienstag melden die USA den Einkaufsmanagerindex, am Donnerstag gibt es wie immer die US-Anträge auf Arbeitslosenhilfe. Am Freitag gibt es dann ein weiteres Highlight: Die Non Farm Payrolls, dazu erscheint die die US-Arbeitslosenquote. Guten Daten dürften die Angst vor einem schnellen Einstieg in das Tapering wieder wachsen lassen und dürften der Termin sein, der am ehesten Dollar-Bullisch werden könnten. Generell könnte die Woche also nicht schlecht für die Euro-Bullen laufen. Wenn nicht, liegen unter 1,3180/75 bei 1,31 und 1,2980 weitere Unterstützungen.


Auch andere Notenbanken geben ihre Zinsentscheidung bekannt. Bei der Reservebank von Australien dürfte der Markt wieder genau zuhören, ob und wenn ja wann die Notenbank vielleicht einen weiteren Zinsschritt durchführt. Zuletzt konnte man fast sicher sein, dass ein weiterer Zinsschritt noch in diesem Jahr kommt. Dass er schon diesmal erfolgt, ist aber wohl eher unwahrscheinlich. Der Aussie ist nach seinem letzten Hoch bei 0,9233 gewaltig unter Druck geraten, was sicher auch mit der Gefahr der Eskalation in Syrien zusammenhing. AUS/USD beendete den Handel am Freitag knapp unter 0,89. Eine Erholung aufgrund der aktuellen Nachrichten aus Washington ist durchaus denkbar. Der entscheidende Widerstand dürfte die 0,9045 sein. Davor bremst die 0,8980.


Auf der Unterseite bleibt die 0,8848 das erste Ziel. Darunter sind 0,870 und 0,86 die nächsten Ziele. Bei einer weiteren Zinssenkung könnte das Tief vom 25. Mai 2010 in den Fokus rücken: 0,8066.


Am Mittwoch meldet Australien dann das BIP. Wenn man die letzten Daten verfolgt hat, wäre die prognostizierte Stagnation des Konjunkturwachstums schon fest erfreulich. Ein Wachstum von 0,6 % wird erwartet, da darf die Eurozone durchaus neidisch sein.

Am Mittwoch tritt die Bank of Canada mit ihrer Zinsentscheidung auf. Auch hier wird keine Veränderung erwartet, aber die letzten Daten aus dem Land unter der Flagge mit dem Ahornblatt waren alles andere als ermutigend. Wie in den USA waren auch in Kanada mehrfach Bremsspuren im Konjunkturwachstum zu sehen. Dass die Notenbank die Leitzinsen ändert wird allgemein nicht erwartet, auch wenn die BoC bei einem aktuellen Leitzins von 1 % durchaus noch Luft nach unten hätte. Und dass man die lockere Geldpolitik eingrenzen möchte, das haben die Nachbarn bei der Fed weltexklusiv. So wird es sehr interessant, wie die Bank of Canada die Konjunktur bewertet und wie sich Gouverneur Stephen S. Poloz zur Geldpolitik äußern wird.

USD/CAD hat sich zuletzt in einer Range zwischen 1,0470 und 1,0570 bewegt. Wenn meine Vermutung richtig ist, dass die "Verschiebung" der US-Militäraktion gegen Syrien, den US-Dollar zunächst schwächen wird, wird der Markt das Doppeltopp bei 1,0570 nicht attackieren können und der kurze aktuelle Aufwärtstrend nicht halten. Unterstützungen finden wir bei 1,0470/40. Selbst wenn das Paar bis 1,0360 korrigieren sollte. Wird das übergeordnet bullische Bild aber kaum eingetrübt. Sollte die Bank of Canada also die lockere Geldpolitik fortsetzen und eventuell Zeichen setzen, dass weitere Maßnahmen möglich sind, dann sollte dies in der zweiten Wochenhälfte den Loonie wieder schwächen.


Ob USD/CAD davon dann profitiert wird auch von den US-Daten abhängen. Am Freitag liefert Kanada noch Arbeitsmarktdaten.

EUR/CAD hat in der vergangenen Woche stark korrigiert, wobei dies wohl weniger von den Daten als vielmehr von der Angst vor einem militärischen Eingreifen des Westens herrührte. Die Unterstützung, die man bei etwa 1,3925/20 ausmachen kann, wurde heftig attackiert, ist aber noch nicht nachhaltig gebrochen. Solange das Paar nicht aus der Wolke bei etwa 1,3890 austritt, sind die Euro-Bullen noch nicht geschlagen. Wenn der Markt die Botschaft Barack Obamas so interpretiert, dass ein Eingreifen der USA in Syrien nicht mehr so sicher ist, könnte dies durchaus eine Erholung einleiten. Nimmt man an, dass die BoC eher für eine weitere lockere Geldpolitik plädieren wird und eventuell sogar eine Ausweitung in Aussicht stellt, sollte die genauso günstig für den Euro, wie eine von der EZB positiv bewertete Konjunkturerholung in der Eurozone. Erstes Ziel könnte dann bei 1,4065/70 zu finden sein.


Und noch eine Notenbank hat ihren Auftritt, die Bank of England. Zuletzt hat sich Mark Carney viel Mühe gegeben, nicht den Anschein zu erwecken, dass die Bank of England noch lange auf niedrige Zinsen setzen wird. Die stoppte dann auch erst einmal die Dynamik in der Erholung von Cable. Der übergeordnete Aufwärtstrend ist intakt, auch wenn der Ichimoku eine Umkehr nahelegt. Sie ist noch nicht erfolgt. Ein Bruch der Unterstützung bei 1,5420 würde den Bullen nicht gut tun und könnte GBP/USD durchaus in den Breich 1,5265 führen. Auf der Oberseite käme es über 1,5555 wohl zu einem neuerlichen Test der 1,57 mit Ziel 1,5750.


EUR/GBP steht im Bereich des Augusttiefs bei 0,8505. Ein Bruch würde das Paar zunächst auf 0,8468 drücken. Aber auch hier gilt, es könnte die Woche des Euro werden. Aktuell ist nicht zu sehen, was den Euro entscheidend schwächen sollte. Die Konjunkturdaten der Eurozone sind zwar nicht für Euphorie geeignet, aber für Hoffnung. Die Nachrichten aus der Eurozone sind nicht wirklich schockierend. Die Mehrheit der Marktteilnehmer dürfte damit gerechnet haben, dass Griechenland ein weiteres Rettungspaket benötigt. Erster Widerstand wäre die 0,8567, deutliche Aufhellung des Chartbildes ist über 0,8606 zu erwarten.


Vor der EZB und der BoE gibt es am Donnerstag auch noch die Zinsentscheidung der Bank of Japan. Zuletzt konnte man den Eindruck bekommen, dass die Konjunkturerholung nach den Maßnahmen der BoJ nur vorübergehender Natur waren. Die Pressekonferenz mit BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda dürfte also sehr interessant werden. Der Yen könnte aber auch durch die überraschenden Entwicklungen im Syrien-Konflikt geschwächt werden. USD/JPY bleibt weiter im Dreieck gefangen. Um die 100 wiederzusehen, müsste USD/JPY die Dreiecksformation nach Norden verlassen und die 99,15 überwinden. Unwahrscheinlich ist das angesichts der Rahmenbedingungen, die für mehr Risikoappetit sprechen könnten, nicht. Zentrale Unterstützung ist die 96,80. Davor gibt es aber noch einen Support bei 97,65.


Beim Dax würde eine zurückkehrende Risikofreude bei den Anlegern die Chance auf eine Erholung bieten. Über 8.150 Punkte wartet die 8.268, deren Bruch Ziele um 8.455 ermöglichen würde. Sollte doch die 8.056 brechen sollten, droht auch der Bruch der 8.000-Punkte-Marke. Das ist aber aus aktueller Sicht erst einmal weniger wahrscheinlich als noch am Freitag.

Ich bin aktuell in EUR/USD und GBP/USD investiert.

Die Analysen stellen keine Handelsempfehlung dar.

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