Die Welt des Reisens

Freitag, 30. August 2013

Rückt Syrien am Wochenende wieder in den Fokus?

Nachdem die Märkte sich am Donnerstag wieder mehr dem "normalen" Marktgeschehen zuwendeten, könnte am Freitag oder spätestens über das Wochenende der Konflikt im Nahen Osten wieder in den Vordergrund rücken. Wann schlägt der Westen gegen Syrien zu? Wann startet die "Strafaktion" der "Allianz der Willigen"? Eine Frage die nicht so leicht zu beantworten ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Krieg kommt bleibt hoch und dürfte auch zum Wochenende den Markt beeinflussen.


Ziemlich sicher scheint zu sein, dass der Angriff nicht vor der Ausreise der UN-Inspekteure erfolgen wird. Diese werden nach UNO-Angaben am Samstag aus Damaskus abreisen. Schlägt der Westen dann zu? Da die Amerikaner ja glauben, Beweise zu haben, die eine Schuld des Assad-Regimes am den Giftgas-Anschlag bestätigen, müssen sie eigentlich nicht auf die Ergebnisse der Untersuchungen warten. Problem: Die Briten und Franzosen wollen offenbar doch erst die Ergebnisse abwarten und den UN-Sicherheitsrat tagen lassen. Nach Angaben der UNO sollen die Untersuchungsergebnisse am Sonntag vorliegen. Theoretisch könnte dann auch der Sicherheitsrat tagen. Also startet der Krieg am Sonntag, 1. September? Man schaue in die Geschichte. Ob das ein gutes Datum für einen Kriegsbeginn ist? Nun ja, Deutschland ist ja nicht dabei und die Amerikaner wollen ja gar keinen Krieg führen. Nur ein paar Bomben und Raketen als "Botschaft". Aber benötigen die Amerikaner dafür überhaupt die Briten und Franzosen. Die UNO benötigt der Westen garantiert nicht, die hat man schon in Afghanistan und im Irak nicht gefragt.

Um nicht falsch verstanden zu werden, mir geht es hier nicht um Moral oder Unmoral der Aktion gegen Syrien. Es geht lediglich darum, Möglichkeiten abzuwägen und die Konsequenzen für den Markt auszuloten. Wir können, ja wir sollen alle auch eine Meinung zur Moral dieses Krieges haben, aber als Marktteilnehmer ist es unsere Aufgabe Chancen und Risiken für unser Kapital auszuloten. Das ist übrigens nicht unmoralisch, denn wenn wir unser Kapital verlieren, haben wir den geschundenen Menschen in Syrien nicht geholfen. Wenn wir es mehren, können wir uns vielleicht mit einer Spende am Wiederaufbau des Landes beteiligen.

Oben habe ich also einige Szenarien beschrieben, die eher gegen einen Militärschlag am Wochenende sprechen. Wenn die Amerikaner aber den Markt im Blick haben, dann könnten der Samstag oder der Sonntag doch interessante Termine sein. Der Waffengang soll ja nur 2 Tage dauern. Werfen wir einen Blick auf Wirtschaftskalender: Am 2. September, also am Montag, haben die US-Amerikaner und die Kanadier "Tag der Arbeit". Wie in Europa am 1. Mai, haben die Amerikaner am Tag der Arbeit frei. Die Chinesen nehmen übrigens gleich eine ganze Woche frei und nennen das dann eine von drei "Goldenen Wochen".

Wenn also alles klappt, könnte der Spuk vorbei sein, bevor die US-Märkte wieder arbeiten. Wie wahrscheinlich ist dies also? Das einzuschätzen, würde bedeuten die nervösen Märkte durchschaut zu haben. Dies will ich mir nicht anmaßen. Es könnte aber sein, dass wir, je näher der Handelsschlusss kommt, in den Depressionsmodus schalten und die Märkte am Nachmittag und Abend die sicheren Häfen suchen. Am Ende dürften Öl, Gold, der Yen und der US-Dollar profitieren. Aktien dürften eine Weile im Portfolio verweilen, bis sie sich wieder erholt haben und Die gegen den US-Dollar gehandelten Währungen dürften Verluste einfahren. Da auch der Markt nur Gerüchte und Mutmaßungen handeln kann, wird er sicherlich nur ein begrenztes Krisenszenario einpreisen. Und hier wird es für die Trader interessant, welche über das Wochenende Devisen-, Rohstoff- oder Indizes-Trades offen haben.

Am Wochenende gibt es dann das Ereignis oder eben nicht. Darauf reagiert der Markt dann über das Wochenende, wenn der Handel geschlossen ist. Es muss nicht unbedingt sein, aber es ist doch ziemlich wahrscheinlich, dass der Kurs zum Wochenauftakt am Sonntagabend  deutlich vom Kurs am Freitagabend abweicht. Ein Gap könnte drohen. Ein Gap ist eine Kurslücke. Die Preis zwischen Schluss- und dem Eröffnungskurs hat es nicht gegeben und so würden Handel im Stop Loss (SL) aber natürlich auch im Take Profit (TP) erst beim nächst möglichen handelbaren Kurs ausgeführt werden.

Es bringt also nichts, den SL 20 Pips unter den Schlusskurs zu setzen. Wenn der Eröffnungskurs 200 Pips unter dem Schlusskurs ist, verliert man 200 Pips. Man muss also abwägen, ob man bereit ist, den Trade lange Zeit im Minus mit sich zu führen und eventuell, weil es keine Kursumkehr gibt, gezwungen wird, einen viel höheren Verlust  zu realisieren, oder mit einem geringen Verlust schon am Freitag vor Handelsschluss auszusteigen. ACHTUNG! Diese Entscheidung muss der Trader vor dem Handelsschluss treffen. Auch ein Stopp Loss lässt sich nach Handelsschluss bis zum Start in die neue Woche nicht mehr verändern. Man muss sich also auf alle Szenarien noch heute, während des Handels vorbereiten! Weitsicht ist gefragt.

Die Szenarien des Wochenendes. Theoretisch könnten die Amerikaner gleich nach der Abreise der Inspektoren am Samstag loslegen. Das halte ich für relativ unwahrscheinlich, weil die Amerikaner für einen Alleingang wohl auch von ihren Verbündeten hart kritisiert werden würden. Sollten es die Amerikaner doch machen, könnten sie rein theoretisch am Sonntagabend schon "fertig" sein. Dann würden die Märkte erleichtert reagieren und aus Dollar, Gold, Öl sowie den Yen flüchten. Die anderen Währungen sowie die Aktien könnten die Gewinner sein. Sollte der Krieg aber noch nicht beendet sein, das dürfte wahrscheinlicher sein, dann dürften die Marktbewegungen genau umgekehrt sein: Alles hinein in die sicheren Häfen Dollar, Gold, Öl und Yen.

Wahrscheinlicher ist aber wohl ein Kriegsbeginn am Sonntag. Der Sonntagabend wäre eine interessante Option. Wer sich noch an den "TV-Krieg" im Irak erinnert, die Amerikaner und ihre Verbündeten kommen gern im Dunkeln. Klar, man wird nicht so gut gesehen und wer hat schon mal gesagt, dass es im Krieg Fair play gibt. Es ist also möglich, dass der Krieg erst nach Öffnung des Marktes beginnt. Das hätte den Vorteil, dass man noch eingreifen kann, wenn man nicht schon schläft, wenn es am östlichen Rand des Mittelmeers kracht. Man sollte also auf jeden Fall vorsichtig bleiben, auch wenn das NATO-Militär am Sonntagabend noch auf seinen Einsatz wartet.

Wie wahrscheinlich ist ein Angriff am Anfang der Woche? Aus meiner Sicht ist es unwahrscheinlich, dass US-Präsident Barack Obama den Einsatzbefehl am Montag gibt. Noch unwahrscheinlicher ist es am Dienstag. Der Präsident reist am Mittwoch zum G20-Gipfel, der am 5. und 6. September in St. Petersburg stattfindet. Obama, oberster Feldherr der USA, wird den Krieg sicher nicht von St. Petersburg aus führen. Der Krieg sollte als entweder vor dem G20-Gipfel beendet sein oder aber erst nach dem G20-Gipfel beginnen. Das wäre dann kommendes Wochenende und oben Geschriebenes über die Gefahr eines riesigen Gaps würde wieder bestehen. Man sollte also am besten sein Tradingkonto auf eine längere Zeit im Krisenmodus einstellen.

So irre das vielleicht für den einen oder anderen klingt, so eine Krise kann auch eine gute Chance zum Traden sein, wenn man sein Moneymanagement im Griff hat und nicht zu gierig wird. Die Situation kann schnell wechseln, der Krieg kann auch länger als geplant dauern, und die Kurse sich können schnell mehrere 100 Pips bewegen. Hier ist Augenmaß gefragt und auch der Mut, mal eine Position als Verlust zu akzeptieren. Wer Trades, die sich in die falsche Richtung entwickeln, halten möchte muss sich darauf einstellen, dass er vielleicht viele 100 Pips absichern muss. Ob das sinnvoll ist, muss man mit seinem Moneymanagement und mit sich ausmachen. oft dürfte es hier besser sein, eine Verlust schnell zu akzeptieren und mit einer Gegenposition Geld zu verdienen. Raus halten ist auch nicht immer die schlechteste Idee.

Übrigens, wenn der Waffengang des Westens zunächst ausbleibt, dürfte das wohl von den Märkten mit Erleichterung registriert werden. Aber es wäre nur ein Aufatmen auf Zeit. Der Westen hat so mit dem Säbel gerasselt, dass er sich vollends unglaubwürdig machen würde, wenn er jetzt nicht ein paar Bomben über Syrien abwerfen würde. Also, auch wenn sich die Märkte dann erst einmal erholen würden, müssen die Dollar-, Gold, Öl-, und Yen-Bären wissen, dass sie bald wieder von den Bullen abgelöst werden dürften - und zwar mit viel Getöse.

Ich drücke allen die Daumen das Richtige zu tun. Ich persönlich habe in den letzten Tagen die Zahl meiner Trades kontinuierlich heruntergefahren und das Risiko reduziert. Aktuell habe ich nur noch drei Devisen-Trades, geöffnet. Ich habe 60 % meines Gesamtkapitals nicht investiert. Das Wochenende kann kommen. Den Syrern wünsche ich, dass sich Barack Obama daran erinnert, dass er den Friedensnobelpreis erhalten hat, weil er Konflikte so gut durch Verhandlungen lösen kann. Mein Portfolio ist aber eher auf die wahrscheinlichere Variante eingestellt, ein Krieg - irgendwann zwischen morgen und nächster Woche.

Wo uns Syrien so in Atem hält, Wer möchte, kann mir auf meiner OpenBook-Seite ja mal mitteilen, ob es interessant wäre, etwas über das Syrien vor dem Bürgerkrieg zu erfahren. Ich war 2010 da und könnte in der Kolumne am Montag meine Eindrücke schildern.

Meine Analysen und Marktbeobachtungen stellen keine Handelsempfehlungen dar.
Wer mir eine Nachricht hinterlassen möchte, ist herzlichst eingeladen hier einen Kommentar zu hinterlassen oder mich direkt auf dem eToro OpenBook zu besuchen:

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