Die Welt des Reisens

Freitag, 23. August 2013

Die Konjunktur-Lokomotiven im Leistungsvergleich

Zwei der ältesten Industrienationen der Welt präsentieren uns heute Vormittag den Zustand ihrer Konjunktur.

Zum einen ist da Großbritannien, wo es schon zischte, dampfte und schnaufte, als in anderen Teilen des alten Europa der Bauer noch mit dem Esel über das Feld zog, um dem Fürsten eine warme Mahlzeit zu ermöglichen. Inzwischen ist die Wirtschaft im Vereinigten Königreich nicht mehr ganz so laut und auch nicht so sichtbar. Na gut. das ist nicht ganz richtig, der Dampf ist Glaspalästen gewichen. Gegen Ende der letzten Dekade stellte sich dann die Frage, ob man in Glaspalästen Wohlstand für die Mehrheit der Untertanen ihrer königlichen Majestät schaffen kann. Die Finanzkrise warf ihre Schatten auf die einst strahlenden Prachtbauten der modernen Industrie, die leider einen Nachteil hatte: Vieles konnte man nicht anfassen, einiges war auch tatsächlich einfach nicht da. Die Spekulationsblasen ließen das Vereinigte Königreich in eine Rezession schlittern.

Inzwischen sind die Briten auf dem Erholungspfad. Die Wirtschaft wurde neu aufgestellt, man wirtschaftet wieder etwas nachhaltiger und so schnauft der Konjunkturzug UK mit Volldampf aus der Krise. Nach der Delle im IV. Quartal 2012 folgte im I. Quartal 2013 ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 0,3 %. Sollte sich heute die erste Vorablesung von 0,6 % für das 2. Quartal bestätigen, beginnen wahrscheinlich auch die Glasfasaden im Vereinigten Königreich wieder zu glänzen. Auf Jahressicht bedeutet dies ein BIP von +1,4 %.  Das ist allerdings immer noch Weniger als das US-BIP-Wachstum für das 2. Quartal: +1,7%

Die andere Konjunktur-Lokomotive kommt aus der Eurozone und hat das Problem, dass die Waggons nicht in jedem Fall mit der Spurweite der Lokomotive vereinbar sind. Das macht der der Lokomotive bisweilen schwer, voranzukommen, ohne den einen oder anderen Waggon, in den griechisch, spanisch oder italienisch gesprochen wird, abzuhängen. Aber trotz der tiefen Einschnitte, die aufgrund der Eurokrise nötig waren, hat die Lokomotive Deutschland keinen Schaden genommen. Die Lokomotive war Anfang des neuen Jahrtausend gegen den Widerstand einer Regierungspartei runderneuert worden. Eine Maßnahme die nicht alle Heizer auf der Lokomotive verstanden haben, die aber heute von unschätzbarem Vorteil ist. Während die Niederlande, das einstige Vorzeigeland, an dem sich die Deutschen ein Beispiel nehmen sollten, im II. Quartal beim BIP einen Einbruch von 1,8 % zu verzeichnen hat, sind es laut der ersten Vorablesung in Deutschland +0,7 %.

Dass es große Überraschungen bei der Veröffentlichung der zweiten Lesung der BIPs in Großbritannien (10.30 Uhr) und Deutschland (8 Uhr) gibt, ist eher unwahrscheinlich. Die Lokomotive Deutschland liegt als knapp vor dem Oldtimer aus dem vereinigten Königreich. Beider Lokomotiven liegen aber deutlich hinter den Cowboys, die auf der anderen Seite des großen Teichs leben.

Die USA haben die Rezession schon weiter zurückgelassen, die Konjunktur ist schon ein wenig robuster. Ein wenig, wie wir gestern wieder registrieren konnten. Die Neu-Anträge auf Arbeitslosenhilfe stagnieren auf hohem Niveau und auch die Langzeit-Arbeitslosigkeit scheint weiter problematisch zu sein. Und so scheinen die Märkte realisiert zu haben, dass eine Eingrenzung der Anleihekäufe durch die Fed schon im September wohl eher unwahrscheinlich ist. Da die Fed das sogenannte Tapering wohl auf einer Pressekonferenz verkünden wird, dies aber nicht langfristig ankündigen möchte und weil aus dem FOMC-Sitzungsprotokoll ziemlich deutlich hervorgeht, dass die Eingrenzung noch in diesem Jahr beginnt, wage ich jetzt mal eine Prognose: Der Beginn der Reduzierung der Anleihekäufe wird am 18. Dezember verkündet.

Insgesamt steht die Konjunktur der USA besser da, als das einige Zahlen zuletzt zeigten. Dass die Entwicklung zuletzt etwas gedämpft verlief hat auch seine Ursache in den Ausgabenkürzungen des Bundes. Wir erinnern uns: Die USA sind eigentlich pleite und mussten gewaltige Budgetkürzungen umsetzen. Dadurch wurden Investitionen nicht getätigt, die der Konjunktur nicht wirklich gut bekamen. Trotzdem liegt das Wirtschaftswachstum der Vereinigten Staaten noch deutlich über dem anderer großer Wirtschaftsnationen. Prinzipiell hat damit auch der Dallas-Fed-Chef Richard Fischer recht, der gestern mal wieder erklärte, dass er für Tapering ab September ist. Ja, die Wirtschaft ist wahrscheinlich stark genug für Tapering, aber der Arbeitsmarkt eben noch nicht. Die Mehrheit des FOMC hat sich auf eine Arbeitslosenquote von 7 % verständigt. Außerdem liegt die Inflation unter dem Zielwert von 2 %. Das die fiskalischen Fesseln laut Einschätzung der Fed im zweiten Halbjahr nicht mehr so eng sein werden, dürften die Ziele der Fed im Laufe des zweiten Halbjahres in Sichtweite kommen. Wenn man nun bedenkt, dass zur Zinssitzung am 30. Oktober keine Pressekonferenz geplant ist, bleibt für Tapering eigentlich nur der 18. Dezember übrig,

Meine Analysen und Marktbeobachtungen stellen keine Handelsempfehlungen dar.
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