Die Welt des Reisens

Donnerstag, 1. August 2013

Mario Draghi muss ran!

Nun muss sich doch aus dem Sack, die Katze, die ich schon bei Ben Bernanke´s letztem Auftritt erwähnt, die in einem dunklen Sack im Tresor der Fed darauf wartet, endlich befreit zu werden. Aber denkste. Nein, der FOMC hat diesmal noch grausamer agiert. Er hat tunlichst darauf geachtet, nach Möglichkeit nichts zu tun, das die Märkte hätte erschrecken können. Zunächst war es natürlich von Vorteil, dass Ben Bernanke nur bei jeder zweiten Zinssitzung eine Pressekonferenz hält. So war diesmal ausgeschlossen, dass ein Journalist eine Frage stellt, die Ben Bernanke unüberlegt, spontan beantwortet. Zum anderen ist es interessant, mit wie vielen Worten man nichts sagen kann. Eigentlich hat der FOMC die zukünftige Geldpolitik offen gelassen.

Die Märkte freuten sich zunächst darüber, dass der geldpolitische Ausschuss der Fed nicht konkret anspricht, wann die Anleihekäufe abgeschmolzen werden. Die Freude währte nur kurz, denn der FOMC erwähnte eben auch nicht, dass die Anleihekäufe noch lange weiter gehen. Man schaue halt, wie sich die konjunkturelle Lage weiterentwickelt, habe aber auch kein Problem mit 2,5 % Inflation. So schlich man durch das Statement.

Im EUR/USD bedeutete das: 20 Uhr 1,3288 - 24 Uhr 1,3297. Ok ein wenig Bewegung gab es zwischenzeitlich schon, aber am Ende bleibt unsere Katze im Sack und unser Löwe aus der Kolumne vom Montag hatte Glück, denn so konnte er immerhin eine Maus fressen.

Unser Löwe bleibt natürlich hungrig und hofft heute auf etwas fettere Beute. Zwei neue Wildpark-Mitarbeiter dürfen sich heute an der Raubtierfütterung versuchen. Zunächst soll Mark Carney mit dem MPC die Beute anlocken. Die Bank of England hat ein Problem, die Inflation liegt im Vereingten Königreich bei 2,9 %. Da ist es mit der lockeren Geldpolitik gar nicht so einfach. Auch wenn der Markt mit dem weiteren Stillhalten der Bank of England rechnet, die Notenbank wirft monatlich 375 Mrd. GBP als quantitative Easing auf den Markt, dagegen sind 85 Mrd der Fed Peanuts. Wenn schon nicht sofort, warum sollte die BoE nicht den Ausstieg aus dem Programm planen? Das würde unserem Löwen durchaus Beute auf der Longseite bescheren.

Danach hat Mario Draghi Dienst. In der Eurozone gibt es leichte Anzeichen, dass das Tal der Konjunkturdelle, wie die Rezession in der Eurozone liebevoll genannt wird, erreicht wurde. Es gibt durchaus ermutigende Zeichen. Die neuesten könnten heute Vormittag die Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone sein. Langsam aber sicher nähert man sich der 50. in einigen Ländern ist man sogar schon darüber. Aber Das BIP ist immer noch rückläufig, wenn auch nicht mehr so brutal. Die für das 2. Halbjahr versprochene Erholung ist bisher doch sehr zaghaft. Das gilt auch für die Arbeitslosigkeit, deren Quote weiter über 12 % liegt. Zwar gibt es auch hier erste Fortschritte. in Spanien ist aber beispielsweise weiter jeder Vierte arbeitslos. Und wir fragen jetzt nicht, wie viele Spanier zusätzlich nicht arbeiten, aber aus der Statistik gefallen sind. Das Problem Menschen ohne Geld können keine Nachfrage erzeugen. Keine Nachfrage wird wahrscheinlich die Preise nicht steigen lassen. Kein Wunder also, dass Mario Draghi in einer recht komfortablen Situation ist. Die Inflation in der Eurozone liegt bei 1,6 % und so hat der EZB-Prasident durchaus Spielraum, die Wirtschaft anzukurbeln.

Er dürfte dabei auch im Blick haben, dass die Kapitalmärkte weiter hoch sensibel reagieren, wenn in den sogenannten Peripherie-Ländern Probleme auftreten. Dann galoppieren die Zinsen der jeweiligen Staatsanleihen gern mal gen Himmel. Und die EZB hat ein weiteres Problem für die Konjunktur ausgemacht. Die Geschäftsbanken geben kaum Kredite an Investoren aus. Ein Problem, weil ohne Investitionen die Konjunktur kaum in Gang kommt. In dieser Beziehung ist die Handlungsfähigkeit  eingeschränkt, man könnte es mit einem negativen Einlagezinssatz versuchen. Dass dies schon heute kommt, glauben die Marktbeobachter zwar nicht, aber es ist wohl damit zu rechnen, dass Mario Draghi den Märkten klar macht, dass die EZB gewillt ist, alle Möglichkeiten im Rahmen ihres Mandates auszuschöpfen. Das dürfte den Märkten besser gefallen als das gestrige Statement der Fed. Wenn Mario Draghi dazu erneut bekräftigt, dass die extrem lockere Geldpolitik noch sehr lange fortgesetzt wird, sollte es für EUR/USD nur eine Richtung geben: nach Süden.

Aber aufgepasst, Mario Draghi ist auch immer mal für eine Überraschung gut. Wenn man dann zu euphorisch in die falsche Richtung positioniert ist, wird man schnell vom Jäger zur Beute. Vielleicht ja nicht nur zur Maus, sondern zum Springbock. Die schmecken übrigens sehr gut.

Meine Analysen und Marktbeobachtungen stellen keine Handelsempfehlungen dar.
Wer mir eine Nachricht hinterlassen möchte, ist herzlichst eingeladen hier einen Kommentar zu hinterlassen oder mich direkt auf dem eToro OpenBook zu besuchen:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen