Die Welt des Reisens

Montag, 12. August 2013

Der Treibstoff für die Märkte: Daten

Der Euro hat die ereignislose letzte Woche noch einmal genutzt und hat Gewinne der letzten Zeit um weitere 64 Pips ausgebaut. Nach einer Woche Stagnation also wieder ein kleines Plus. Geschuldet war dies wohl in erster Linie dadurch, dass es keinerlei Daten gab, die den Markt hätten beeinflussen können. Zwar gab es einige Beitrage von FOMC-Mitgliedern, die relativ vehement für die Eingrenzung und gar ein rasches Ende der Anleihekäufe durch die Fed forderten, aber die meisten Protagonisten, allen voran Richard Fisher, sind nicht stimmberechtigt und so nahm es der Markt teilnahmslos zur Kenntnis.

Ob diese Ignoranz berechtigt ist, wird man weiter beobachten müssen. In dieser Woche stehen unter anderem mehrere Beiträge von James Bullard, Präsident der Fed St. Louis, auf dem Programm. Der ist stimmberechtigt und votete zuletzt für die Fortsetzung des Anleihekaufprogramms. Sollte also Bullard auch über das Ende von QE3 sprechen, könnte dies die Märkte etwas mehr in Aufregung versetzen. Der Wirtschaftskalender von Investing meldet gleich drei Termine, davon zwei am Mittwoch und eines am Donnerstag.

Darüber hinaus gibt es endlich wieder den Treibstoff der Märkte, Daten. Die ersten wichtigen Daten gab es schon in der Nacht. Japan meldete in einer Vorablesung das BIP für das 2. Quartal. Die Prognosen gingen von einem Wachstum von 0,9 % aus. Im 2. Quartal gab es ja auch noch eine kräftige Erholung der japanischen Industrie. Allein im Juni waren es 2%. Die Vorablesung für den Juli ließ nichts Gutes erahnen. 3,3 % ist die Industrieproduktion zurückgegangen. Sollte sind diese Zahlen bestätigen, könnte das den Nikkei unter Druck setzen. Anders als beim Euro, der bei einem schwachen DAX oder Eurostoxx gern hinterher marschiert, ist der Yen der sichere Hafen. Da konnte die Bank of Japan in den letzten Monaten auf den Yen einprügeln wie sie wollte, die Unsicherheit in der japanischen Wirtschaft scheint zurück zu sein und fataler weise stärkt das den Yen, was für die japanische Exportwirtschaft alles andere als erfreulich ist. Einige Unternehmen, wie zum Beispiel Toyota haben deshalb schon weitere Maßnahmen der Bank of Japan gefordert. Die ist scheinbar auch nicht generell abgeneigt, hat aber ein Glaubwürdigkeitsproblem. Der Kauf von Staatsanleihe könnte als direkte Staatsfinanzierung durchgehen. Japan hat inzwischen mehr als eine Billiarde Yen Schulden. Ausgeschrieben: 1.000.000.000.000.000! Das sind 7,7 Billionen Euro. Jeder Japaner hat damit etwa 60.800 Euro Schulden. Deutschland hat knapp 2,1 Billionen Euro Schulden, was auch noch 25.765 € pro Bundesbürger entspricht. Um das Wirtschaftswachstum nicht zu gefährden und die Binnennachfrage nicht zu gefährden, will Japans Ministerpräsident Abe diegeplante Mehrwertsteuererhöhung von 5 auf 8 % aussetzen. Die Bank of Japan sieht sich in diesem Falle also Helfer beim Schulden machen und hat nach den Worten des BoJ Gouverneurs Haruhiko Kuroda deshalb von weiteren stimulierende Maßnahmen zunächst Abstand genommen. Wer hätte das gedacht. Der Wunschkandidat gibt seinem Steigbügelhalter Kontra. Die Bank of Japan zeigt Unabhängigkeit, das ist doch schon mal ein ermutigendes Zeichen.

Auch aus der Eurozone gibt es neue Berichte. Die Bundesbank hat laut SPIEGEL Alarm geschlagen. Spätestens Anfang Januar, so erwartet nach diesem Bericht die deutsche Notenbank, wird Griechenland ein neues Hilfsprogramm benötigen. Die Bundesbank wollte sich Journalisten gegenüber nicht äußern und die Bundesregierung verweist auf den Trojka-Bericht, der Griechenland die Erfüllung aller Bedingungen attestiert. Warten wir mal ab, ab man nach den Bundestagswahlen so gelassen bleibt. Es ist jedenfalls schon komisch, dass EU-Kommissar darüber nachdenkt, künftige Hilfspakete ohne IWF schnüren zu wollen. Warum denkt man darüber nach, wenn es doch gar keine Notwendigkeit gibt?

Für die neue Woche werden aber wohl doch die Daten und Fakten wichtiger sein. Heute Abend wird der Bundesetat der USA gemeldet und soll wieder gewohntes bieten: Ein Defizit. Am Dienstag meldet das ZEW die deutschen und Eurozonen-Konjunkturerwartungen. Die Analysten haben schon mal recht optimistische Prognosen gemeldet. Wenn ich die letzten Wochen so Revue passieren lassen, kann ich mich zwar an beeindruckende Zahlen von der deutschen Industrie erinnern, aber ansonsten waren die Daten eher durchwachsen. Die letzten Einkaufmanager-Indizes sahen allerdings besonders in der Peripherie, zu der wohl neuerdings auch Frankreich zu zählen ist, gar nicht so schlecht aus. In Deutschland wird ein Wert von 40 erwartet. Das liegt unter den 48,5 bzw. 48,2 von März und Februar diesen Jahres. Allerdings muss man ansonsten bis Mai 2010 zurückgehen, um ähnliche Werte zu finden. Dürfen wir aktuell so optimistisch sein, wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr? In der Eurozone wird ein Wert von 37,4 erwartet, dies wäre eine Steigerung um 4,6 Punkte, und damit noch mehr als in Deutschland (+3,7). Das wäre wiederum logisch, weil ja auch der Einkaufsmanagerindex in der Peripherie deutliches Fortschritte zeigt. Statistisch betrachtet, muss die Eurozone aber auch sehr optimistisch sein, um diesen Wert zu erreichen.

Ansonsten gibt es am Dienstag noch die Einzelhandelsumsätze aus den USA und die Verbraucherpreisinflation in Großbritannien. Am Mittwoch wird das deutsche BIP gemeldet, ehe das MPC-Versammlungsprotokoll endlich Aufschluss bringt, was bei der letzten Zinssitzung in der Bank of England besprochen wurde. Die Briten setzen auch am Donnerstag Impulse und melden die Einzelhandelsumsätze, ehe am Nachmittag die USA mit Arbeitsmarktdaten  und Verbraucherpreisen die Diskussion um QE3 neu entfachen könnten. Am Freitag gibt es ein paar Daten aus der zweiten Reihe, die aber durchaus Einfluss auf die Märkte haben könnten. Die Daten aus der US-Bauwirtschaft und die Konjunkturerwartungen der Uni Michigan seien hier exemplarisch genannt.

Die Woche wird also spannend.


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