Die Welt des Reisens

Donnerstag, 8. August 2013

Die neue Strategie des Ben Bernanke

Der erste Versuch, den Markt auf eine Reduzierung von QE3 einzustimmen, ging ja bei der Zinssitzung am 18. Juni gehörig daneben. Ben Bernanke erklärte, dass alles mal ein Ende hat und hinterließ einen panischen Markt. Das war sicher nicht das Ziel der Pressekonferenz. Bernanke hatte ja auch betont, dass die Zinsen niedrig bleiben und die Anleihekäufe schrittweise reduziert werden. Es half aber alles nichts, die Märkte waren hellwach und suchten sichere Häfen.

Die Idee dem Markt also einfach mal die ungeschminkte Wahrheit zu verkaufen, nämlich, dass die Mitglieder des FOMC ernsthaft über einen Ausstieg aus QE3 suchen, kam beim Publikum, also dem Markt nicht wirklich an. Also musste eine neue Idee her. Sie war eigentlich ganz einfach, denn sie steckte in dem Wort, das die Tätigkeit von Ben Bernanke und seinen Kollegen des FOMC beschreibt: Geldpolitik. Darin enthalten ist das Wort Politik. Und was muss man mit Politik in einer Demokratie machen? Genau, verkaufen! Nun ist die Notenbank nicht unbedingt auf das Votum des Marktes angewiesen, weshalb Ben Bernanke wohl auch nicht beschloss, seine und seiner Kollegen Überzeugung für eine frohe Botschaft über Bord gehen zu lassen. Aber er musste eine Strategie finden, das Vertrauen des Marktes zurückzuholen. Und so erinnerte sich Ben Bernanke vielleicht, dass es da vor vielen Jahren im fernen Deutschland ein Lied gegeben hat, das davon handelte dass die Wurst ja immerhin zwei Enden hat. Und ging es hier nicht gerade um die Wurst?

Also schickte er seine Kollegen aus dem FOMC aber auch den Fed´s der Bundesstaaten über das Land und ließ sich interpretieren. Nein, nein, die Reduktion der Anleihekäufe kommt doch nicht sofort, erst wenn der Arbeitsmarkt anspringt, dann wird man über eine behutsamen Straffung des QE-Programmes nachdenken. Nachdem die Fed bei der letzten Zinssitzung auch noch einschätzte, dass die Konjunktur doch sehr gebremst wächst und der Arbeitsmarkt auch nur leidlich Fuß fasst, hatte Ben Bernanke´s Truppe den Markt im Griff. Der Markt war bar aller Sorgen und rechnete nun wieder mit Geld aus der Notenpresse bis wenigstens Dezember.

Das ist aber offenbar gar nicht der Plan. Die Idee der Boten schien aber insgesamt aufgegangen zu sein und so schickt Ben Bernanke nun wieder Boten über das Land, dass sich Markt nennt, und lässt die Lage im FOMC und bei der Fed erläutern. Da wird dem Publikum erklärt, dass die Fed ein Problem hat. Im Prinzip hat sie durch die vielen Anleihekäufe eine extrem aufgeblähte Bilanz, die im Erstfall gar nicht so leicht abbaubar wäre. Die Fed hat sich bis unter das Dach mit langlaufenden Anleihen eingedeckt, die man also nicht einfach mal schnell abstoßen könne. So argumentierte der Präsident der Fed aus Dallas, Richard Fisher, und erklärte, dass unter Berücksichtigung der konjunkturellen und Arbeitsmarkt- Entwicklung, jederzeit der Ausstieg aus dem QE-Programm erfolgen könne. Richard Fischer präsentierte einige beeindruckende Bilder wie ungünstig sich das Portfolio der Fed seit 2008 verändert hat (damals hatte die Fed ein Viertel ihrer heutigen Bilanzsumme und war dank kurz laufender Anleihen sehr flexibel) und die Märkte konnten staunen. Große Impulse löste Fishers Rede nicht aus, denn Richard Fisher sitzt zwar im FOMC, darf aber nicht abstimmen.

Am Dienstag schickte der Fed Chairman Charles Evans in den Ring. Der Präsident der Fed Chicago machte keinen Hehl daraus, dass im FOMC über die Straffung der geldpolitischen Maßnahmen gesprochen wurde. und dass man durchaus den September ins Auge gefasst hat. Ja, er wollte für das inzwischen als Tapering benannte Verfahren (also die Reduzierung von QE3) auch nicht ausschließen, dass es schon im September beginnt. Voraussetzung wären natürlich die Konjunkturdaten. Die waren ja zuletzt wieder etwas enttäuschender, was den Markt wohl doch einigermaßen beruhigte. Die Daten dürfen also nicht zu gut ausfallen, durfte der Markt hoffen. Sicher scheint noch nichts zu sein. Charles Evans hat einiges Gewicht im FOMC, denn er darf mit abstimmen.

Dennis Lockhart, Atlanta-Fed-Präsident und derzeit nicht im FOMC, meinte, Tapering könne beginnen, wenn monatlich 180.000 bis 200.000 neue Stellen geschaffen werden. Die letzten Non Farm Payrolls brachten nur 162.000 neue Stellen. Davor waren es aber 188.000 und 195.000. Waren die 162.000 also nur ein Ausreißer? Man darf mit Spannung oder aus Marktsicht auch mit Sorge auf die Non Farm Payrolls am 6. September blicken. Sie könnten also für die Entscheidung des FOMC am 18. September wichtig werden.

Gestern schickte Ben Bernanke die Chefin der Fed Cleveland in den Ring, Sandra Pianalto. Sie machte keinem Hehl daraus, dass die Fed auf die Eingrenzung von QE3 vorbereitet ist, wenn sich der Arbeitsmarkt weiterhin robust zeigt. Die verblüffte die Märkte mit der Einschätzung, die Arbeitsmarktzahlen seien stärker als erwartet. Der ganz große Schrecken ist den Märkten nicht in die Glieder gefahren, den Sandra Pianalto ist nicht stimmberechtigt.

Damit Ben Bernanke für diese Woche sein Pulver nach aktueller Planung verschossen und gewährt den Märkten eine Pause. Aber schon in der kommenden Woche werden wieder Botschaften an den Markt gerichtet. Mit dabei wird Dennis Lockhart sein. Klar, es wird wieder um die Eingrenzung der Anleihekäufe gehen.

Das Kalkül könnte aufgehen: Je öfter die Fed über dieses Thema spricht, um so weniger aufgeregt werden die Märkte reagieren, wenn Tapering beginnt. Ein Fuchs, dieser Ben Bernanke.

Meine Analysen und Marktbeobachtungen stellen keine Handelsempfehlungen dar.
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