Die Welt des Reisens

Dienstag, 9. Juli 2013

Bange Blicke auf die Wirklichkeit

Auch wenn ich mich mit meiner Überschrift eigentlich mehr auf die Daten der letzten Nacht und des heutigen Tages beziehen möchte, auch der Montag zeigte eher Besorgniserregendes in Nicht-Dollar-Raum.

In der Nacht begann die neue Handelswoche schon nicht gut. Der japanische Leistungsüberschuss schrumpfte um ein weiteres Drittel oder saisonbereinigt um ein Viertel. Dann kam der Vormittag und der ließ auch nichts gutes Erahnen. Schon in der letzten Woche enttäuschten die deutsche Industrie mit rückläufigen Aufträgen. Kein Wunder, dass der Blick auf die Entwicklung der der Industrieproduktion auch entsprechend ängstlich war. Zurecht. Die deutsche Industrie schrumpfte im Juni um ein Prozent. Willkommen in der Wirklichkeit, willkommen in der Eurokrise. Es gab ja in den vergangenen Wochen nicht wenige die ungläubig fragten, wo sie denn sei, unsere Eurokrise. Super-Mario hat mit der Drohung, OMT´s auch gegen den Willen der Teutonen über der Eurozone regnen zu lassen, die Eurokrise so eingenebelt, dass sie einige Wochen partout nicht zu sehen war. Sie war einfach weg. Jeder wusste, dass sie noch da ist, aber keiner sah sie. Den Portugiesen wurde das Versteckspiel dann doch zu bunt und so aktivierten sie den Gegenzauber, eine Regierungskrise. Nun ist sie also wieder präsent und schockt mit immer noch oder besser wieder stark fragmentierten Anleihemärkten (Deutschland erzielte am Montag auf sechsmonatige Anleihen wieder negative Zinsen) und, das ist neu, die Konjunkturindikatoren aus Deutschland gleichen sich immer mehr dem Rest der der Eurozone an. Nur wer soll die Eurozone aus der Krise führen, wenn die Lokomotive außer Dienst ist?

Auch das Investorenvertrauen in der Eurozone war schon mal besser und der deutschen Handelsbilanzüberschutz schrumpft auf den niedrigsten Stand seit April 2012. 14,1 Mrd. Euro kann sich natürlich immer noch sehen lassen, aber es sieht beinahe so aus, als ob die ganzen Warnhinweise in Deutschland komplett ignoriert werden. Klar, sie würden ja auch den Wahlkampf stören. Wahrscheinlich wird die Eurokrise in Deutschland sowieso erst nach der Wahl richtig eintreffen - im Winter. Dann werden es die Arbeitnehmer zu spüren bekommen, sollte nicht ein Wunder geschehen. Aber dass vor der Bundestagswahl irgendein Land einen Hilfsantrag stellt, dürfte eher unwahrscheinlich sein. Denn eine positive Antwort dürfte nicht Angela Merkel nicht unbedingt Sympathien der Wähler zuspielen.

Investitionen in der Eurozone bleiben gering, weil auch die Kreditvergabe weiter klemmt, beklagte Mario Draghi zu recht. Anders übrigens die USA, wo sich die Konsumentenkredite im Vergleich zum Vormonat fast verdoppelt haben. Die Amis konsumieren wieder und das dürfte die Konjunktur weiter anheizen. Die Einschätzung der Fed und die daraus resultierende Planung eines Ausstieges aus den Anleihekäufen ist also durchaus nachvollziehbar.

In der Nacht gab es weitere Wahrheiten. Ob die Wirklichkeit bitterer war, als die Prognose weiß ich nicht, auf jeden Fall hatten hatten aus China zuletzt auch immer ein wenig Gruselpotential. Lassen wir uns überraschen. Die Verbraucher- und die Erzeugerpreise wurden veröffentlicht. Insgesamt erwartete man robustere Daten als zuletzt. Zu optimistisch? China-Krise, Eurokrise, verunsicherte Aktienmärkte - erinnert man sich vielleicht doch bald wieder an einen sicheren Hafen, der aktuell auf den Landkarten der "Marktkapitäne" fehlt? Gold könnte vielleicht bald doch ein Comeback feiern, denn die sicheren Häfen könnten bald wieder deutlich Zulauf bekommen. Noch erscheint es etwas früh, aber das gelbe Metall sollte man mal im Auge behalten.

Der Tag gehört den Märkten der Untertanen ihrer Majestät, Queen Elisabeth II. Schon in der Nacht erwartet man bei den RICS Hauspreisbilanzen ein sattes Plus von 10 %. Der Rest wird dann schon ein wenig vorsichtiger prognostiziert - Willkommen in der Wirklichkeit! Das Handelsbilanzdefizit soll sich weiter ausweiten - nicht gerade ein Ausdruck einer blühenden britischen Wirtschaft. Da passt dann die Erwartung, dass die Industrieproduktion im Vereinigten Königreich binnen Jahresfrist um 1,6 % geschrumpft sein könnte. Und plötzlich wird uns klar, dass es der deutschen Industrie doch gar nicht so schlecht geht. Das bei den schlechten Zahlen die NIESR BIP-Schätzung erfreulich zu berichten weiß wäre schon ein Paukenschlag am Nachmittag.

Zum Schluss schon mal ein kurzer Blick in die kommende Nacht. Kurz vor dem neuen Zinsentscheid veröffentlicht die Bank of Japan das Sitzungsprotokoll, der letzten Zinsentscheidung. Das könnte im Vorfeld der Entscheidung am Donnerstag morgen sehr interessant werden. Lassen sich aus der Diskussion von 11. Juni Schlüsse auf die Sitzung von Donnerstagfrüh ziehen? Man sollte auf jeden Fall mit ein wenig mehr nächtlicher Bewegung rechnen. Weitere Daten aus Japan werden uns zeigen, wie weit die konjunkturelle Erholung Japans vorangekommen ist. Interessant sind die Daten auch, weil von den Wirtschaftsindikatoren die dem Tertiär Index und dem Geschäftsgüter-Preisindex die weitere Geldpolitik der Bank of Japan abhängen. Mehr zu diesem Ereignis dann morgen.


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