Die Welt des Reisens

Donnerstag, 18. Juli 2013

Die Katze bleibt im Sack

Was soll ich sagen, Ben Bernanke ist sogar überraschend, wenn er nicht überrascht. Was haben alle auf den Termin vor dem US-Kongress hingefiebert. Diesmal, ja diesmal wird er die Katze aus dem Sack lassen. Denkste! Selten hat jemand so schön um den heißen Brei geredet. Ben Bernanke hatte sich wirklich bestens auf sein Publikum eingestellt und hat eine Rede gehalten und nichts gesagt, na gut, fast nichts. Immerhin hat der den Politikern die Leviten gelesen und die überzogene Fiskalpolitik angeprangert. Ansonsten hat sich der alte Fuchs nicht aus der Reserve locken lassen. Ausstieg aus den Maßnahmen? Oder wenigstens ein Einstieg aus dem Ausstieg aus den Anleihekäufen? Also entweder der Fed-Chairman hat sich diese Aussage für die Zugabe des Frage-Antwort-Spiels im Kongress aufgehoben (die Anhörung geht am Donnerstag weiter) oder die Katze bleibt halt im Sack.

Dann werden wir uns also doch wieder auf Daten, Termine und Aussagen konzentrieren müssen und mal endlich wieder zur Realität zurückkehren. Auf Dauer ist Trading keine Veranstaltung, bei der man auf den Megahit wartet.

Am Mittwoch enttäuschten weitgehend unbeachtet von den Märkten (die ließen sich ja gerade von ben Bernanke enttäuschen) die Zahlen vom US-Wohnungsbau. Die Wohnungsbaubeginne waren mit 836.000 der schlechtesten schlechteste Wert seit September 2012. Der Wert lag gleich 13 % unter dem erwarteten Wert. Die Baugenehmigungen fielen ebenfalls alles andere als erfreulich aus, knapp 10 % Minus um Vergleich zur Prognose.

Sicher sind in den USA einige Anzeichen zu erkennen, dass die sich Konjunktur langsam erholt, aber es gibt auch immer wieder Rückschläge. Kein Wunder, dass sich Ben Bernanke nicht festlegen möchte und die Karten lieber fest in der Hand hält.

Im Schatten dieses Events beschloss die Bank of Canada, ihre Zinsen unverändert zu belassen. Die Bank hat für einen Tag für 700 Mio. CAD Sicherheiten gekauft, was die Märkte nicht wirklich bewegt hat.

Großbritannien überraschte am Mittwoch mit erstaunlich guten Arbeitsmarktdaten und mit einem sehr interessanten MPC-Versammlungsprotokoll. Der neue Gouverneur Mark Carney hat alle Mitglieder zu einer Linie gebracht und schaffte es tatsächlich, die geldpolitischen Entscheidungen einstimmig zu beschließen. Das ist seinem Vorgänger Mervyn King zuletzt nicht gelungen. Der Ex-Gouverneur hatte aber auch eine andere Vorstellung von Geldpolitik. Marktflutung hieß ein Zauberwort, dass am Ende immer weniger MPC-Mitglieder hören wollten. Und so hatte King am Ende nicht einmal mehr im eigenen Haus eine Mehrheit.

Mark Carney hat offenbar eine andere Vorstellung von Geldpolitik. Zwar ist der MPC durchaus für weitere Anleihekäufe offen, aber man meint, dass zunächst andere Faktoren genutzt werden müssen. Es war ein klares Zeichen an Schatzkanzler George Osborne und seine Fiskalpolitik. Konjunktur-Förderung kann eben nicht nur Aufgabe der Währungshüter sein. Man darf gespannt sein, ob dieses Zusammenspiel zwischen Notenbank und Politik, das Mark Carney offenbar vorschwebt, funktioniert. Vorschuss-Lorbeeren gab es schon mal, GBP/USD legte am Mittwoch 100 Pips zu.

Auch am Donnerstag werden Nachrichten von der Insel unsere Aufmerksamkeit verlangen. Die Einzelhandelsumsätze werden gemeldet und werden wahrscheinlich klar machen, wie viel Arbeit noch vor den Protagonisten liegt. Die Einzelhandelsumsätze werden nach den Prognosen schrumpfen, was nicht unbedingt für eine gute Stimmung unter den Verbrauchern spricht.

Ein anderes Land aus Europa macht gerade wieder richtige Horror-Schlagzeilen: Spanien. Die Verbindlichkeiten des Euro-Landes sind nach Angaben der spanischen Zentralbank auf 937.300.000.000 Euro gestiegen. Ich habe die Zahl mal ausgeschrieben, damit man ein Gefühl bekommt, wie 937,3 Mrd. richtig aussieht. Der Schuldenberg beträgt inzwischen 89,3 % des BIP. Wenn Spanien seine Schulden sofort bezahlen wollte müsste das Land also fast bis in die Adventszeit nur für diese Ziel arbeiten. In der EU sind übrigens Schulden nur bis 60 % des BIP erlaubt. Immerhin soll sich der Anstieg der Staatsverschuldung verlangsamen und am Jahresende 91,4 % betragen. Damit sei die Regierung im Plan ihres Sanierungsprogramms, hieß es aus Madrid.

Ob das die Märkte ähnlich sehen? Donnerstagvormittag versteigert das südeuropäische Land Oblikationen mit 10-jähriger Laufzeit sowie Wertpapiere mit 5- bzw. 3-jähriger Laufzeit. Zuletzt näherten wir uns ja wieder langsam der 5 %-Zins-Marke. Am 20. Juni musste Spanien schon 4,765 % für Zinsen berappen. Ist Spanien doch nicht auf einem so guten Weg, wie Bundesfinanzminister Schäuble immer Glauben machen will?

Aus den USA gibt es am Nachmittag noch die Arbeitsmarktdaten und wenn die schlecht sind, kann danach Ben Bernanke vor dem US-Kongress sagen, Seht Ihr, die Konjunktur ist noch lange nicht an dem Punkt, an dem wir unsere expansive Geldpolitik beenden können.

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