Die Welt des Reisens

Mittwoch, 10. Juli 2013

Hat auch Ben Bernanke eine Überraschung parat?

Der Dienstag drohte beinahe in endloser Langeweile zu ertrinken. Beinahe, denn das Vereinigte Königreich überraschte mit beängstigend schwachen Zahlen aus der Industrie. knapp 3 Prozent schrumpfte Großbritanniens verarbeitendes Gewerbe in nur einem Monat. Und so war die Erholung für GBP/USD schon ein wenig eher beendet, als ursprünglich gedacht. Der von mir favorisierte Termin zum Abverkauf, verlief dagegen glimpflich. Die BIP-Schätzung von NIESR bliebt auf Jahressicht bei 0,6 % Wachstum. Das half GBP/USD aber auch nichts, als EZB-Direktor Jörg Asmussen die Arena betrat und neben dem Euro auch gleich noch Cable den Weg in den Keller wies.

Jörg Asmussen hatte sich im Fernsehen versprochen und nun wissen die Märkte, was bei der EZB ein langer Zeitraum ist. Die Zinsen bleiben wohl in diesem Jahr definitiv unten, einige zitieren Asmussen sogar mit einer Niedrigzinsgarantie von 12 Monaten. So genau hatte es EZB-Präsident Mario Draghi am vergangenen Donnerstag nicht gesagt. Er ließ sich wie immer ein Hintertürchen auf, dass nun der ausgerechnet ein Deutscher zuschlug. Die EZB ruderte zwar schnell zurück und erklärte Asmussen meinte gar nicht, was er sagte, aber da hatten die Märkte den EUR/USD schon unter die 1,28 geschickt und erteilten der Gemeinschaftswährung damit die Freigabe zum Abverkauf.

Dass die deutschen Verbraucherpreise Stützung bringen, ist wohl eher nicht zu erwarten, denn die Zahlen sind die zweite Lesung, die sich normalerweise von der ersten Veröffentlichung nicht unterscheidet. Ob uns ausgerechnet die Italiener mit einer Drosselung des Tempos bei der Schrumpfung ihrer Industrie auf Schwellenland-Niveau überraschen, nun wir werden es erleben. Dazu gibt es noch portugiesische Verbraucherpreise und einen datenfreien Nachmittag.

Dafür erwarten wir am Abend das FOMC-Sitzungsprotokoll (20 Uhr) und eine Rede von Ben Bernanke über Wirtschaftspolitik in Boston (22.10 Uhr). Besonderes der erste Termin könnte die Märkte beeinflussen. Wie groß ist der Konsens in der Fed, bald aus QE3 auszusteigen? War diese Meinung einhellig, könnte dies den Dollar weiter stärken und die gerade wieder erholten Aktienmärkte erneut ins Jammertal stürzen. Sollte Uneinigkeit geherrscht haben wird es spannend, ob die Märkte ein wenig durchatmen und wieder ein bisschen Hoffnung handeln.

Das Spektrum, dass dieser Termin bieten könnte ist also recht groß. Wichtig ist wie so oft, im Vorfeld nicht zu viel zu riskieren, denn eine Überraschung von der Fed könnte schnell teuer werden. Ben Bernanke hat aktuell eigentlich keinen Grund, die letzte FOMC-Zinsaussage zu revidieren. Die guten Non Farm Payrolls bestätigen das Anziehen des Arbeitsmarktes. Dass die Arbeitslosenquote unverändert hoch bleibt erklären Beobachter damit, dass aufgrund der anziehenden Konjunktur auch die Hoffnung auf Arbeit steigt und sich deshalb viele, die sich vorher hoffnungslos vom Arbeitsmarkt verabschiedeten, nun wieder arbeitsuchend melden. Die guten Non Farm Payrolls lassen diese These nachvollziehbar klingen. Auch die Konjunkturdaten sprechen für eine wirtschaftliche Erholung in den USA. Gerade erst in der vergangenen Woche meldeten die USA mit 52,5 einen erstaunlich guten ISM Einkaufsmanagerindex. Wenn die Einkäufer wieder aktiver werden, muss vorher die Nachfrage gestiegen sein. Dass die Erholung Konjunktur aber eher zaghaft vorankommt, beweist der ebenfalls in der vergangenen Woche veröffentlichte enttäuschende ISM Dienstleistungsmanagerindex. Der Privat-Konsum beginnt gerade erst wieder anzuziehen. Das Redbook, das über den Einzelhandel berichtet, scheint die Talsohle gefunden zu haben, die Privatkredite nehmen aber deutlich zu. Das spricht für ein gewachsenes Verbrauchervertrauen. Nimmt man alles zusammen, kann man natürlich noch den Stammtisch bemühen, aber wenn man ehrlich ist, kann man nur zum Schluss kommen dass die USA in den letzten Monaten wohl einiges richtiger gemacht haben als andere.

Und so kann die Fed die fördernden Maßnahmen beruhigt zurückfahren, während EZB und Bank of England vielleicht sogar nochmal nachlegen müssen.

In der Nacht zum Donnerstag gibt es ebenfalls spannende Termine. Besonders wichtig ist natürlich die Zinsentscheidung der Bank of Japan. Nach Meinung vieler Volkswirte ist nicht damit zu rechnen, dass die Notenbank ihre ultra-lockere Geldpolitik schon jetzt beendet. Auch wenn es deutliche Fortschritte bei der Erholung der Konjunktur gibt, haben die japanischen Währungshüter Bedenken, dass die japanische Wirtschaft für die Stürme der Weltwirtschaft schon ausreichend gewappnet ist. Besondere Sorgen machen den Finanzexperten im Land des Lächelns die Probleme des großen Nachbarn, China.

Ebenfalls in der Nacht zum Donnerstag werden die Arbeitsmarktdaten aus Australien veröffentlicht. Die verheißen irgendwie nichts Gutes, im heißen Winter in Don Under.

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