Die Welt des Reisens

Donnerstag, 25. Juli 2013

Im Banne der Zinsentscheidung von Fed, EZB und BoE

Nachdem in der letzten Nacht schon die erste Zinsentscheidung in Neuseeland gefallen ist, stehen nun bald die geldpolitischen Statements der wichtigsten Notenbanken auf dem Programm.

Am 31. Juli wird Ben Bernanke vor die Journalisten treten und vielleicht erklären, wie lange die lockere Geldpolitik der Fed noch weitergeführt wird. Dass einige Mitglieder des goldpolitischen Ausschusses für ein Abschmelzen der Anleihekäufe (derzeit im Wert von 85 Mrd. USD monatlich) ist kein Geheimnis. Ben Bernanke trat Spekulationen, die Fed könne ihr Programm QE3 schnell zurückfahren aber entscheiden unentschieden entgegen. Eigentlich hat Ben Bernanke gar nicht gesagt, dass man die Anleihekäufe in absehbarer Zeit nicht beginnen möchte zurückzufahren. Er sagte nur, unter welchen Gesichtspunkten die lockere Geldpolitik weitergeführt werden muss. Dabei ist sowieso klar, dass die Fed demnächst wohl eher keine restriktive Geldpolitik im Blick hat. Die Niedrigzinsphase beispielsweise wird wohl noch sehr lange Bestand haben. Ob QE3 nun fortgeführt, reduziert oder beendet wird, dass dürfte für die Märkte weiter ein Rätsel bleiben. Ob sich Ben Bernanke mit seinen Kollegen vom FOMC am kommenden Mittwoch aus dem Fenster lehnt und einen klaren Fahrplan heraus gibt, ist wohl eher fraglich.

So können die Märkte weiter schön spekulieren und von einem Extrem ins andere Fallen. Waren die Hausverkäufe und Baugenehmigungen zuletzt nicht so gut, überzeugten gestern dafür die Wohnungsverkäufe. Der Immobilienmarkt, eine der wichtigsten Säulen in der US-Konjunktur kann also derzeit keine befriedigende Antwort senden. Und der Arbeitsmarkt? Die letzten Non Farm Payrolls mit rund 200.000 neuen Stellen waren ein Zeichen, dass der Arbeitsmarkt wohl langsam anzieht. Die nach wie vor hohe Arbeitslosenquote von 7,6 % spricht dagegen. Interessant die wöchentliche Erhebung der Anträge auf Arbeitslosenhilfe.


Man könnte das dann auch so interpretieren: Es gibt zwar neue Stellen, aber diese gehen aber zu Lasten alter. Wer aber denkt, alles klar, der hat die weiterführenden Anträge noch nicht gesehen:


Hier schien es lange ganz gut auszusehen, aber es kann eben auch sein, dass viele keine Hoffnung mehr hatten und deshalb gar keine Anträge mehr abgegeben haben. Mit den Nachrichten über eine Belebung der Konjunktur fassen nun wieder mehr US-Amerikaner Hoffnung und melden sich auf dem Arbeitsmarkt zurück.

Die spannende Frage ist nun, was macht die Fed daraus? Und vor allem, war der Ausreißer in der vergangenen Woche nur ein Ausrutscher oder ist der Arbeitsmarkt viel schwächer als vermutet. Zu großen Optimismus wird die Fed wohl eher nicht versprühen können, es sei denn, die Daten heute, 16 Uhr, zeigen das Gegenteil der letzten Woche. Hinschauen kann auf keinen Fall schaden. Gute Daten sollten den Dollar stärken und den Aktienmarkt belasten, besonders, wenn die Daten deutlich über den Erwartungen liegen. Schlechte Daten, solange sie nicht schockieren, sollten für den Aktienmarkt gar nicht so schlecht sein. Ben Bernanke würde dann wahrscheinlich seine Schatulle weit geöffnet halten.

In der Eurozone und damit bei der EZB steht am 1. August die Zinsentscheidung im Programm. Eine der entscheidenden Fragen wird sein, wie schreitet die Gesundung der Konjunktur voran und wie kann die EZB die Konjunkturerholung begleiten, ohne ihr Mandat zu verletzten. Nun bei letzterem haben es Mario Draghi und seine Kollegen recht einfach, denn die Inflation in der Eurozone liegt mit 1,6 % noch unter der Marke von 2 %. Allerdings scheint die EZB von Einmal-Effekten auszugehen, die den Preisschub zuletzt beschleunigten. Lebensmittel wurden unter anderem deutlich teurer. Wenn man sich die Obstpreise in Deutschland anschaut, könnte man der EZB fast recht geben.

Die EZB hatte sich ja zuletzt weit aus dem Fenster gelehnt und verkündet die Niedrigzinspolitik werde noch sehr lange anhalten. EZB-Direktor Jörg Asmussen verkündete ja nach der letzten Zinssitzung, dass sehr lange mehr als 12 Monate bedeute und wurde promt zurückgepfiffen. Die EZB wird wie gewohnt die Geldpolitik bei jeder Zinssitzung neu abwägen. Ok, das ist das offizielle Statement, aber wie viel Wahres steckt vielleicht doch hinter Asmussens Aussage? Angesichts der zuletzt gestiegenen Inflation dürfte die EZB aber nicht böse sein, wenn sich die leichte Erholung der Konjunktur weiter verfestigt. Wichtig wäre da, dass die Konjunktur-Lokomotive Deutschland ordentlich unter Dampf steht. Zuletzt gab es vom wichtigen ifo-Geschäftsklimaindex wieder mehr Hoffnung. Sollte heute der Index erneut besser ausfallen als im Vormonat, wäre dies das dritte Mal hintereinander eine Steigerung und damit in sehr positives Zeichen, dass die wirtschaftlcihe Erholung zumindest beim Schwergewicht der Eurozone nachhaltig ist.


Bleibt die Bank of England, die bei ihrer letzten Zinssitzung einen eher restriktiven Kurs an den Horizont zeichnete. Der neue Gouverneur, Mark Carney, nahm mit seinen Kollegen vom MPC die Politik in die Pflicht. Anders als die eher hilflosen Appelle von Mario Draghi, scheint es dem MPC ziemlich ernst zu sein. Kein Wunder, denn die Bank of England hat ein Problem, dass die anderen Notenbanken noch kennenlernen werden, Inflation. Im Juni betrug die Rate 2,9 %. Hilfreich wäre also, wenn sich die britische Wirtschaft selbst helfen würde oder die britische Regierung erkennt, dass sie ihren Anteil auch liefern muss, beispielsweise durch eine intelligente Fiskalpolitik.

Solange die politischen Mühlen mahlen, wird die BoE wohl ihre geldpolitischen Maßnahmen nicht zurückfahren. Ein positives BIP könnte die Notenbank vielleicht zumindest zu einer Aussage bewegen, dass die quantitative Lockerung auf dem Prüfstand stehe. Die Prognose von 1,4 % dürfte für die Bank of England ermutigend sein.


Sollte die Prognose einigermaßen eintreten, sollte GBP/USD wohl weiteres Erholungs-Potential haben.

Spannung ist also für jede einzelne Zinsentscheidung vorprogrammiert. Wie werden die Notenbanken die Nuancen setzen. Die heutigen Daten könnten ein Indiz geben.

Meine Analysen und Marktbeobachtungen stellen keine Handelsempfehlungen dar.

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