Die Welt des Reisens

Montag, 8. Juli 2013

Wie reagiert Ben Bernanke auf das EZB-Statement?

Das hatte es in sich. EZB, aber auch Bank of England und Reserve Bank of Australia haben in der vergangenen Woche klar gemacht, dass die Märkte zumindest in diesen drei Wirtschaftsräumen nicht auf das Dopingmittel der Wirtschaft, ultra billiges Geld, verzichten müssen.

Kurz nachdem also Ben Bernanke die schrittweise Schließung der Geldschleusen verkündetet, eklärt ausgerechnet Mario Draghi, oberster Währungshüter des zweitwichtigsten Währungsraumes, dass die EZB eher an Ausweitung der lockeren Geldpolitik denkt.

Wahrscheinlich werden die Japaner ihre lockere Geldpolitik auch fortsetzen. Bei allen Fortschritten, welche seit der Amtsübernahme von Haruhiko Kuroda werzielt wurden, ein Problem ist noch nicht beseitigt. Die Deflation ist noch nicht besiegt.

Die Fed schwimmt also gegen den Strom. Muss die US-Notenbank nun ihre eigene Politik überdenken? Wohl kaum. Die USA leben zu einem sehr beträchtlichen Teil vom Binnenmarkt. Einer der wichtigsten Wirtschaftszweige ist der Immobilienmarkt, dazu kommt die Transportation, also Verkehrsmittel. Neben Zivilflugzeugen wird da alles gebaut, was die US Army so fortbewegt. Das Gute an einem teuren Dollar ist, dass die Preise für Rohstoffimporte sinken. Es muss also kein Nachteil für den Großteil der US-Wirtschaft sein, wenn der Dollar etwas stärker ist.

Dazu kommt, dass die Fed ja nicht vor hat, den Märkten eine Schocktherapie zu verordnen, der Ausstieg aus der ultra lockeren Geldpolitik beginnt ganz sachte. Nur QE3, das Anleihe-Kaufprogramm, soll schrittweise zurückgefahren werden. Ben Bernanke machte vor zwei Wochen auch klar, dass die niedrigen Zinsen noch sehr lange bestehen bleiben werden.

In dieser Hinsicht hat die EZB sogar noch Nachholebedarf, denn die EZB liegt mit ihrem Leitzins von 0,5 % noch über dem der USA (0 - 0,25 %). Kein Wunder also, dass der EZB-Präsident Mario Draghi hier noch Spielraum für die EZB sieht. Laut FOCUS soll übrigens eine Zinssenkung schon bei der letzten EZB-Rats-Sitzung eine Rolle gespielt haben. Angeblich war es Jens Weidmann, der dies verhindert hat. Der hat diese Story wiederum vom SPIEGEL Wahrheitsgehalt? Ich gehe mal davon aus, dass erfahren wir leider nicht, denn die EZB veröffentlicht ja keine Stzungsprotokolle, eigentlich schade, denn sollte die Story war sein, müssen wir wohl weitere Verluste im EUR/USD schon mal einplanen, zumindest dann, wenn die Eurokrise weiter präsent bleibt.

Apropos FOCUS und Glaubwürdigkeit. Früher war es ja so, dass der Gründer und Herausgeber, Helmut Markwort, immer erklärt hat, "Fakten, Fakten, Fakten und an die Leser denken". An die Leser denkt man heute noch und bedient sich eines schönen Boulevard-Themas: "EZB-Chef Mario Dragi macht den Urlaub teurer." Seit Wochen sei der Euro im Sinkflug, schreibt FOCUS Money Online. Der Wertverlust zum US-Dollor betrage 4,5 % seit Mitte Juni und auch zu Türkischen Lira und zum Australischen Dollar habe der Euro verloren. Das empört natürlich den Leser! Hier nun die Fakten: Der Euro hat seit Mitte Juni gegenüber dem Australischen Dollar 3,5 Cent gewonnen und gegenüber der Türkischen Lira 3,5 Kuruş. Noch günstiger sieht das Ganze aus, wenn man es mit Anfang Juli im  Vorjahr vergleicht. Ja, Mario Draghi hat uns den Urlaub in diesem Jahr billiger gemacht. Na ja, als Journalist muss man ja nicht Mathematiker sein. Womit dann bewiesen wäre, dass der FOCUS auch nichts anderes als die BUNTE ist, wobei ich damit der BUNTEN eventuell unrecht getan habe. Dafür dann schon mal Entschuldigung.

Schauen wir noch kurz auf die neue Handelswoche. Am Montag tritt Mario Draghi beim Wirtschafts- und Währungsausschuss in Brüssel auf. Er wird wohl seine EZB als wichtigen Stützpfeiler bei der Bewältigung der Eurokrise darstellen und den Beitrag der Politik anmahnen. Es ist schon erstaunlich, wie oft Rettungsprogramm in der Politik nachverhandelt werden und wie viel Stillstand es gibt. Sicher wird Mario Draghi auch die Richtigkeit einer lockeren Geldpolitik begründen. Dass er dabei nach der sehr offensiv geführten Pressekonferenz vom Donnerstag noch offensiver wird, ist wohl eher unwahrscheinlich, weshalb wird das Event beachten, aber nicht überbewerten sollten. Außerdem traffen sich die Finanzminister der Eurozone in Brüssel.

Wenn diese Kolumne erscheint wurden bereits die japanische Leistungsbilanz und die schweizerische Arbeitslosenstatistik gemeldet. Von beiden Terminen wurde im Vorfeld keine grundlegend neue Erkenntnis erwartet. 12 Uhr folgt die Deutsche Industrieproduktion, die eventuell dokumentieren könnten, das die Eurokrise in Deutschland angekommen ist. Auf der anderen Seite ist die verhaltene Prognose von einem Schrumpfen der Industrieproduktion von 0,5 % im letzten Monat vielleicht auch eine Chance auf eine positive Überraschung und eine leichte Erholung des Euro, die ich eigentlich zum Wochenauftakt erwarte. 14.30 Uhr folgen dann noch die Baugenehmigungen aus Kanada, die auch recht pessimistisch erwartet werden.

Man kann sich ja nicht des Eindrucks erwehren, das China gerade beginnt, sein Wirtschaftsmodell um die Ohren zufliegen. Der Dienstagmorgen, 3.30 Uhr, könnte wieder Gruselpotential habe. Auch nicht ganz unaufgeregt dürfte das Treffen der EU-Finanzminister ablaufen.

Am Donnerstag verkündet die Bank of Japan ihren Leitzins und Haruhiko Kuroda gibt danach eine Pressekonferenz zur Geldpolitik der Notenbank. Außerdem ist der Donnerstag der Tag des Arbeitsmarktes. Neben den Anträgen auf Arbeitslosenhilfe in den USA, gibt es auch Daten aus Australien. Man geht eher von einem schwierigen Arbeitsmarkt aus. Ob es am Australischen Winter liegt? Wohl eher nicht bei Temperaturen zwischen 15 und 33 °C. Ja, in Australien ist der Winter wärmer als der deutsche Sommer, zumindest regional.

Das war es schon von den Schwergewichten unter den Wirtschaftsterminen in dieser Woche. Einiges aus der zweiten Reihe ist aber auch noch am Start. So sollte uns auch in dieser Woche nicht langweilig werden.

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