Die Welt des Reisens

Mittwoch, 17. Juli 2013

Viel Nebel in der Glaskugel

Was für eine Freude! Der ZEW-Konjunkturerwartungsindex der Eurozone gleicht sich immer mehr Deutschland an! Die Eurokrise ist auf dem Rückzug! So zumindest scheinen das die Märkte zu sehen und schickten den Euro über die 1,31 und ließen die Händler auch schon mal ein wenig von 1,32 träumen.

Allerdings ist es interessant mal zu schauen, warum die Eurozone sich an Deutschland angeglichen. Nun, während die Eurozonen Lokomotive einfach keinen Dampf mehr auf den Kessel bekommt, kann die Eurozone wenigstens ein wenig optimistischer drein schauen. Ein Grund zur Freude? Schauen wir mal auf ein Diagramm:

 


Irgendwie tritt der Optimismus in Deutschland ähnlich auf der Stelle wie die Industrieproduktion. Auf der anderen Seite, Werte um 36 sind durchaus nicht schlecht. Besonders bei uns Deutschen, die ja bekanntlich immer etwas zu meckern haben. Also können wir hoffen. Und eine optimistischere Eurozone kann uns Deutschen ja nicht wirklich schaden, solange daraus nicht ein erlahmender Reformeifer resultiert.

Dem Euro hat der schwache ZEW ebenso nicht geschadet wie die über den Erwartungen liegende Inflation in den USA  und die ebenfalls positiven Zahlen aus der US-Industrieproduktion. Insgesamt sieht es also für den Euro gar nicht schlecht aus, während die Aktien-Indizes schon mal ein wenig in Lauerstellung gingen. Die spannende Frage ist nun, wer hat recht? Die Eurobullen, die wohl ihr Rennen  nur fortsetzen können, wenn Ben Bernanke auch vor dem Kongress Beruhigungspillen dabei hat, oder die Aktienmärkte, die scheinbar doch zumindest ein bisschen damit rechnen, dass die Liquidität verknappt wird.

Ein Blick in die Glaskugel zeigt vor allem Nebel.
Auf der einen Seite gibt es zum Beispiel eine recht erfreuliche Industrieproduktion, auf der anderen Seite nahmen wir gerade in dieser Woche relativ bescheidene Einzelhandelsumsätze zu Kenntnis. Auf der einen Seite beeindruckten die Non Farm Payrolls, auf der anderen Seite mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass neue Jobs nicht automatisch die Reduzierung der Arbeitslosenquote bedeutet. Zu viele Amerikaner hatten sich aus Perspektivlosigkeit vom Arbeitsmarkt verabschiedet und schöpfen nun, dank schüchterner Zeichen einer Konjunkturerholung wieder Hoffnung. Der Arbeitsmarkt schwächelt also noch, die Konjunktur scheint langsam anzuspringen, wie am Montag auch die NY Empire State Herstellungsaktivität mit einem beeindruckend starken Ergebnis nahelegte.

Ziemlich stark stieg die Inflation in den USA. Nach 1,4 % im letzten Monat sind es nun auf Jahresbasis 1,8 %, noch einen Tick mehr als erwartet. Damit kommen die USA dem Ziel der Fed (2 %) recht nahe. Erstaunlicherweise hat das den US-Dollar aber nicht gestützt. Offenbar gegen die Märkte eher von einer Abschmelzung der Anleihekäufe erst gegen Ende des Jahres aus. Eine Reduzierung von QE3 müsste eigentlich Dollar-bullish sein. Wenn sich die Märkte da mal nicht irren.

Allein die Inflation wirft die Frage auf, wann die Fed mit dem Ausstieg aus QE3 beginnt. 1,8 % sollten eher auf einen Ausstieg im Herbst als im Winter hindeuten. Es könnte also nur eine technische Korrektur vor dem Ausbruch des Dollar sein. Es kann aber auch sein, dass die Fed das Inflationsrisiko geringer beurteilt und die Marktstimulation als wichtiger erachtet, weil die das Ziel, die Arbeitslosenquote unter 6,5 % zu drücken weit entfernt ist.

Die Glaskugel hat also keine Antwort. Wir werden wohl auf Ben Bernanke warten müssen. Einen Fahrplan für den Einstieg in den Ausstieg aus QE3 wird der Fed-Chairman wohl eher nicht präsentieren, denn dafür müsste es ja erst einmal einen Beschluss des FOMC geben. Nächste Chance dafür ist am 31. Juli. Also es ist zu befürchten, dass Märkte und Kongressabgeordnete eine Aussage erhalten, die eher im ungefähren bleibt. Es könnte sogar sein, Dass Ben Bernanke die Märkte erst einmal weiter beruhigen wird. Die spannende Frage ist,, ob der Fed-Chairman die gestiegene Inflation als problematisch ansieht oder nicht. 14.30 Uhr wissen wir mehr.

Wenn der Auftritt Ben Bernanke´s nicht alles überschatten würde, könnten Daten von der Konjunktur-Lokomotive der USA, der Baubranche eine wichtige Rolle spielen. Baugenehmigungen, und Beginne der Wohnungsbauten stehen wie die Vorabveröffentlichung des Statements von Ben Bernanke für 14.30 Uhr auf dem Plan. Ab 16 Uhr beantwortet der Fed-Chairman dann Fragen des Kongresses, zu denen er eigentlich auch gut das Beige Book verwenden könnte, aber das erscheint erst 20 Uhr. Na vielleicht liest er ja am Donnerstag ein paar Einschätzungen daraus vor. Lesestunde mit Onkel Ben, klingt doch nicht verkehrt, oder?

Der Mittwoch hält auch wieder einige interessante Daten von der Insel bereit. Unter anderem können wir schauen, wie sich der neue Bank of England-Gouverneur Mark Carney geschlagen hat. Welche Impulse hat er gesetzt? Bei der Zinsentscheidung vor 14 Tagen war ja nicht so viel davon zu sehen. Das MPC-Protokoll erscheint 10.30 Uhr. Ebenfalls 10.30 Uhr erscheint die Arbeitslosenstatistik. Es ist Sommer und das verspricht ein wenig Entspannung auf dem Arbeitsmarkt. Die Marktbeobachter rechnen mit 8.000 Arbeitslosen weniger als im Vormonat. Seit Dezember ist die Zahl der Arbeitslosen kontinuierlich leicht gesunken. Sollte die Prognose eintreffen wären seit Dezember 2012 rund 70.000 Arbeitslose von der Straße geholt. Ob alle wirklich in Arbeit gekommen sind? Die Arbeitslosenquote lag jedenfalls im Dezember 2012 bei 7,8 % und sie liegt auch heute bei eben diesen 7,8 %. Das spricht zumindest mal dafür, dass es noch viele Schicksale gibt, die nicht gelöst sind.

Im Schatten von Ben Bernanke könnte die Bank of Canada stehen, die am Mittwoch ihre Zinsentscheidung bekannt gibt (16 Uhr).  Eine halbe Stunde später folgt der Geldpolitik Report und 17.15 Uhr spricht Stephen S. Poloz, der neue Gouverneur der kanadischen Notenbank. Dass der neue Chef der BoC gleich mit einem Zinsschritt beginnt, erwarten die Märkte nicht. Aber einige Analysten hielten gegenüber Bloomberg stimulierende Aussagen im Statement nach der Zinsentscheidung für wahrscheinlich. Die kanadische Wirtschaft hatte sich zuletzt leicht abgekühlt. Im Vergleich zu anderen Notenbanken hat die Bank of Canada noch Spielraum. Der Leitzins steht bei 1 %.

Ein spannender Tag steht uns also bevor.

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