Die Welt des Reisens

Freitag, 12. Juli 2013

Neues Spiel? Oder doch nicht?

Das hat die Märkte aufgeschreckt und so ganz sicher sind sich wohl auch die großen Analysten nicht mehr, ob denn nun der Dollar die richtige Anlageform ist.

Versuchen wir mal ein wenig zu sortieren. Ben Bernanke hat am Mittwochabend überraschende eine neue Gewichtung der Fed-Aussagen getroffen. Die expansive Geldpolitik wird noch lange fortgesetzt. Im Prinzip hat er nicht wirklich gesagt, dass die Fed die Geldpolitik in Kürze nicht trotzdem um Nuancen ändert, war nicht Thema des Statements von Ben Bernanke. Die Fed kann also in Bälde trotzdem mit der Reduzierung der Anleihekäufe beginnen. Aus fundamentaler Sicht ist die Lage also nicht so neu. Allerdings hat Ben Bernanke die Kriterien ein wenig verrückt. Die Verbraucherpreisentwicklung schwächelt genau wie der Arbeitsmarkt (am Donnerstag gab es eine erneute Enttäuschung bei den Anträgen auf Arbeitslosenhilfe) . Nur wenn diese Kennziffern im Einklang mit den Fed-Vorgaben sind, wird die Notenbank ihre expansive Politik nachhaltig zurückfahren.

Ist es nun ein neues Spiel oder doch nicht? Ja und nein, wie so oft liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Auf der einen Seite haben die das FOMC-Protokoll, dass schon den Graben plastisch demonstriert. Es gibt durchaus nicht wenige Mitglieder, die ernsthaft einen schnellen Weg aus dem Anleihekaufprogramm suchen. Auch die US-Konjunktur erholt sich. Auf der anderen Seite reicht die Konjunktur aber offenbar nicht aus, um den Arbeitsmarkt wirklich nachhaltig anzukurbeln und auch die Preise bleiben im Keller. Die Verbraucherpreisinflation konnte zwar zuletzt von 1,1 auf 1,4 % steigen, liegt aber weiter deutlich unter der angestrebten 2 %-Marke. Zumindest auf diesem Sektor haben die USA sogar mehr Probleme als die Eurozone. Eine schnelle Reduzierung von QE3 scheint daher aktuell nicht anzustehen. Es wird wohl alles sehr behutsam ablaufen. In der Beziehung dürfte auch die Reaktion der Märkte zwar überzogen, aber doch von der Richtung her richtig gewesen sein. Das ist der Teil des Spiels, für den Ben Bernanke also neue Karten verteilt hat.

Und damit kommen wir auch gleich zum zweiten Teil des Matches. Auf der Hand liegt wohl, dass die USA bei der konjunkturellen Erholung deutlich vor der Eurozone liegen. Deshalb ist es zumindest nicht unwahrscheinlich, dass die expansive Geldpolitik in den USA eher zurückgefahren wird als in der Eurozone. Die mittel- und langfristige Einschätzung dürfte sich also nicht geändert haben. Auf der längeren Zeitebene dürfte der US-Dollar Vorteile zeigen. Hier bleiben die alten Karten auf dem Tisch.

Also, auch wenn die eingeleitete Erholung noch ein wenig hinziehen könnte, sollte mittelfristig eine Flucht aus den risikoreichen Anlagen erfolgen.

Der Donnerstag brachte erwartungsgemäß keine Änderung in der Geldpolitik der Bank of Japan und einen australischen Arbeitsmarkt, der schwer zu bewerten ist. Auf der einen Seite gab es 10.300 Stellen mehr, auf der anderen Seite stieg die Arbeitslosenquote trotzdem auf 5,7 % (+ 0,1). Die EZB verriet, das eine lange Zeit doch nicht genau definiert ist. Ob die expansive Geldpolitik nun in sechs, zwölf oder noch mehr - oder auch weniger - Monaten endet, bleibt unklar. Immerhin erklärt die EZB, dass sie die Geldpolitik auch künftig jeden Monat neu bewerten will. Schön, denn damit bleibt die Mario Draghi-Show nach dem EZB-Zinsentscheid ein gern gesehener Internet-TV-Klassiker. Er wird uns auch in Zukunft ein spannendes Spiel mit Worten bieten.

Der letzte Tag der Handelswoche könnte Gefahr für die Eurozone im Gepäck haben. Die Daten der Eurozonen-Industrieproduktion wird veröffentlicht. Nachdem ja schon die deutsche Konjunkturlokomotive fast ein Ausfall war, wurden die Prognosen schon mal sehr pessimistisch veranschlagt. Die Industrieproduktion in der Eurozone soll im letzten Monat um 0,2 % geschrumpft sein (nach + 0,4). In Deutschland war es  - 1 % nach + 2 % im Vormonat, in Italien lagen wir bei + 0,1 % nach - 0,3 %, in Frankreich  - 0,4 % nach + 2,2 %. Wirklich Aufschluss gibt es also nicht. Es könnte spannend werden. Termin des Thrillers: 11 Uhr. 14 Uhr können wir uns dann besichtigen, dass es nicht auf der ganzen Welt Deflation oder zumindest Deflationsgefahr gibt. Der Verbraucherpreisindex in Indien wird unverändert bei 9,3 % erwartet. Ob das die Lohnerhöhungen auffangen?

Der Freitag verabschiedet sich mit einigen interessanten Daten aus den USA. Die Erzeugerpreise sind wieder ein kleines Indiz dafür, ob QE3 nun eher oder doch später reduziert wird. Wir erinnern uns, die Inflation, die ja auch von den Erzeugerpreisen abhängt, ist eine jener Größen, die dem FOMC noch Sorgen bereiten. 14.30 Uhr sollte man also nochmal Daten gucken. Ebenfalls nicht unwichtig ist der Konjunkturerwartungsindex der Uni Michigan. 15.55 Uhr  gibt es die Vorabveröffentlichung. Gute Zahlen könnten wieder dem US-Dollar helfen. Die Märkte dürften sich wohl am Liebsten einen Index innerhalb der Erwartungen wünschen. Nicht zu schlecht, aber eben auch nicht zu gut, damit die Fed den Markt noch lange mit dem Dopingmittel lockeres Geld versorgt. 19 Uhr gibt es dann noch eine rede von FOMC-Mitglied James Bullard. Da könnten die Märkte nochmal genau hinhören.

Und dann heißt es wohlverdienter Feierabend. Also bis Sonntagabend!

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